Was die Mama trägt, mag die Tochter auch: Kinder werden immer modebewusster. Wie in der Erwachsenenmode ist in diesem Jahr bei den Kleinen Farbe das große Thema.

Frankfurt/Main. Kindermode ist ein großes Thema. Eltern wälzen stapelweise Magazine, um ihre Kids gemäß den aktuellsten Trends zu kleiden. Immer mehr Haute-Couture-Häuser wie Oscar de la Renta und Prada machen auch Mini-Mode. Und die verspricht in diesem Jahr vor allem bunt zu werden. Es ist ein Thema, das bereits im vergangenen Jahr ein großer Trend in der ohnehin schon farbenfrohen Kindermode war. „Wichtige Farbthemen werden Pastelle im Mix mit kräftigen Farben sein – bis hin zu Neon“, erläutert Mara Javorovic, Expertin für Kindermode der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“.

United Colors of Benetton setzt zum Beispiel auf farbenfrohe Jacken zu Jeansshorts. Petit Bateau kombiniert Feuerwehrrotes mit leuchtendem Blau, Marc O'Polo macht das mit Orange. Besonders die Mädchen tragen in diesem Jahr deutlich mehr Farbe – bei Ernstings Family zum Beispiel in allen möglichen Pastellfarben. „Pistaziengrün mit Pink oder etwa Limonengelb mit einem kräftigen Cyanblau kombiniert“, nennt die Stylistin Bogárka Bokor aus München Farbbeispiele.

Kleider gibt es einfarbig oder mit grafischen, geometrischen Mustern. Geblümte Stücke wirken nun nicht mehr so kindlich, wie Stilberater Andreas Rose erläutert. Die Muster erinnern an das, was auch die Mama trägt. Wichtigstes Accessoire dazu ist das Jäckchen. „Eine schöne Alternative zum Kleid bilden Overalls, die man neuerdings immer häufiger sieht – wie bei Oscar de la Renta, Artigli Girl, H&M, NoNo oder auch bei Petit Bateau“, sagt Bokor. Röcke dagegen findet man in Kollektionen derzeit weniger.

Bei der Jungenmode geht es – anders als bei den Mädchen – eher sachlich und zurückhaltend zu. Die Shorts bleiben im locker fallenden Bermudastil. „Ein lässiges bedrucktes Shirt und eine Weste oder ein Schal können dazu kombiniert werden“, rät Rose. Die Outfits haben häufig neonfarbene Akzente. Außerdem bei den Jungs in Mode: Mützen.

Alles in allem orientiert sich die Kindermode weiterhin stark an der Kleidung der Erwachsenen. Hier spricht man von der „Mini Me“-Mode. „Ich sehe das mehr und mehr im Kommen, denn viele Kinder identifizieren sich heutzutage mit der Erwachsenenwelt“, erklärt der Stilberater Rose. Die Journalistin Javorovic sieht das genauso: „Kinder wissen heute sehr viel früher, was angesagt ist und was sie wollen. Und je modebewusster die Kinder sind, desto eher möchten sie die Trends der Großen tragen.“ Das gelte vor allem für Mädchen. Bei Sisley etwa trägt das junge Model einen schicken Jeansrock, eine lässige Weste und einen coolen Hut.

Die kindlichen Tuniken im Empire-Stil, die oben eng und unten weit sind, sowie übertrieben verspielte Muster und der Lagenlook ist daher derzeit eher etwas für kleinere Mädchen. Ältere tragen Kasten-Pullover und -Sweatshirts, die bis zum Bauchnabel reichen, oder Kleider in X-Form. Die Silhouette bleibt eher schmal – im Trend sind daher auch etwa die Röhrenhosen.

„Man kann sicher von einem Trend zu mehr Mode sprechen“, sagt Javorovic. Damit meint sie, dass die Kinder gestylter aussehen. „Das kann durchaus mal zulasten der Funktionalität gehen.“ Als Beispiel nennt sie Shirts mit Pailletten, die beim Spielen abreißen können. Generell gelte aber nach wie vor, dass Kindermode nicht unpraktisch sein sollte, rät Javorovic. Außerdem, da sind sich alle Experten einig, seien tiefe Ausschnitte, Schuhe mit Absatz und zu transparente Stoffe für Kinder ein absolutes No-Go.

Neben vielen wiederkehrenden Trends gibt es auch Neues und Comebacks. „Aufsteiger sind unter anderem Jeanshemden, Jeansjacken und bedruckte Shirts“, sagt die Expertin. Das klassische Karomuster wird von grafischen Mustern, teils auch 3D-Fotodrucken, abgelöst. Alternativ zieren coole Sprüche die T-Shirts. So gesehen etwa bei Zara, Tom Tailor, Marc O'Polo und Replay & Sons.

„Was die Qualitäten und Styles angeht, wird es cleaner“, erläutert Javorovic. Damit meint die Modeexpertin, dass zum einen weniger künstliche Abnutzungsspuren die Klamotten zieren. So werde etwa der Jeansstoff nicht mehr bewusst zerrissen oder durchlöchert, sondern nur abgerieben. Die Stellen sehen dann so aus, als wären sie nur leicht abgenutzt. Gerne werde Baumwollsatin und Nylon verwendet.

„Das setzt sich dann auch bis zum nächsten Herbst fort“, prognostiziert Javorovic. „Farben werden dann durch dunklere Schattierungen wintertauglich.“ Und Stilberater Andreas Rose ergänzt: „Im Herbst kommen wattierte Jacken und Parkas in Mode. Auch Pullunder und Karohemden werden wieder getragen.“ Alles in allem werde die Kleidung, vor allem für Jungs, dann ein bisschen robuster aussehen. „Die Jeanshose aber wird nach wie vor bleiben.“