Bei einer Massenkarambolage in dichtem Schneetreiben auf der A 45 in Hessen wurden 30 Menschen verletzt. Der Frankfurter Flughafen muss wegen verschneiter Landebahnen zeitweise schließen.

Berlin. Heftige Schneefälle haben in Teilen West- und Mitteleuropas Chaos verursacht und den Verkehr lahmgelegt. In Frankfurt am Main musste der größte deutsche Flughafen wegen verschneiter Landebahnen für Stunden geschlossen werden. Frankreich richtete einen Krisenstab ein. Dort waren Zehntausende Haushalte ohne Strom, Autos und Züge blieben stecken. Im Südosten Englands mussten Hunderte von Autofahrern die Nacht auf den Straßen verbringen. In Belgien kam der internationale Zugverkehr zum Erliegen. Europaweit fielen am Dienstag mehrere hundert Flüge aus. Auf deutschen Straßen gab es weit über 1000 Unfälle.

Bei dichtem Schneetreiben war das Luftverkehrs-Drehkreuz in Frankfurt am Vormittag geschlossen worden. Nach Angaben der Fraport AG kamen die Arbeitsfahrzeuge mit dem Räumen nicht nach. Am Nachmittag wurde eine der drei Startbahnen wieder geöffnet. Vereinzelte Maschinen konnten wieder abheben, sagte eine Fraport-Sprecherin. Das Landen war nach wie vor nicht möglich. Bis zum Nachmittag seien mehr als 400 Flüge ausgefallen. Verzögerungen und Annullierungen könnten sich bis Mittwoch hinziehen, wie die Sprecherin sagte. Passagiere sollten sich früh informieren.

Auf Autobahnen und Straßen vor allem in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ereigneten sich zahlreiche Autounfälle, es gab kilometerlange Staus. Bei einer Serie von schweren Unfällen in Hessen stießen mindestens 100 Autos zusammen. Mehrere Dutzend Menschen wurden bei den Karambolagen auf der A45 nahe Münzenberg verletzt. „Während der Unfallserie herrschte starkes Schneetreiben und glatte Fahrbahn“, sagte ein Polizeisprecher.

Der sogenannte Märzwinter lässt Deutschland und weite Teile Europas auch in den kommenden Tagen nicht los. Schnee und Eiseskälte, die am Dienstag in der Mitte angekommen waren, ziehen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weiter nach Süden.

„Es herrscht allgemeines Chaos“, sagte ein Sprecher der Wiesbadener Polizei über die Lage in Westhessen, wo sich an vielen Stellen Lastwagen querstellten. In der Landeshauptstadt wurde der städtische Busverkehr zeitweise eingestellt. Im hessischen Stadtallendorf kam bei einem Glätteunfall ein Autofahrer ums Leben. In Nordrhein-Westfalen gab es seit Montagnachmittag über 600 Unfälle, ein Mensch starb, zwölf wurden teils schwer verletzt.

Im Norden Deutschlands beruhigte sich die Lage dagegen etwas. Zwar kam es in Schleswig-Holstein bei Schnee und Eis zu hunderten Unfällen, ebenso in Hamburg. Meist blieb es aber bei Blechschäden, teilte die Polizei mit.

In anderen Teilen Europas sah es ähnlich schlimm aus wie in der Mitte Deutschlands: Ein Kältetoter, viele Haushalte ohne Strom, blockierte Autos und Züge sowie Flugausfälle lautete die erste Bilanz für Frankreich. Premierminister Jean-Marc Ayrault richtete einen Krisenstab zur Bewältigung des Winterchaos ein, um „Sicherheit und Fortbewegung im ganzen Land zu gewährleisten“. Im Nordwesten Frankreichs kam ein Mann in der Kälte ums Leben. Rund 60.000 Haushalte waren weiter ohne Strom, die meisten davon in der Bretagne und der Normandie.

Ebenfalls im Norden des Landes schneiten mindestens 1300 Autos ein. Menschen mussten bis zu 15 Stunden in ihren Fahrzeugen ausharren. Auf dem Pariser Flughafen Orly rutschte ein Flugzeug der Tunisair mit 140 Menschen an Bord bei der Landung von der Bahn. Verletzte gab es nicht.

In Südosten Englands verbrachten hunderte Menschen die Nacht zu Dienstag in ihren Autos auf den Autobahnen, weil Schneefälle und eisiger Wind die Straßen unbefahrbar gemacht hatten. Viele Autofahrer in Südengland sind auch im Winter mit Sommerreifen unterwegs. Die Rettungsdienste brauchten Stunden, um die Verletzten zu erreichen. Der Flughafen auf der Kanalinsel Jersey stellte den Betrieb ein. Der Eurostar zwischen Brüssel und London stand vorübergehend still.

Meteorologen machen noch keine Hoffnung auf Frühling: Der „Märzwinter“ breitet sich sogar noch auf ganz Deutschland aus. Am Dienstag bekamen der Westen und die Mitte eine kräftige Ladung Schnee ab, im Norden herrschten durchweg Minustemperaturen, nur im Süden zeigte das Thermometer immer noch Plusgrade. Nun zieht auch dort im Laufe der Woche der Frost ein. Am Wochenende erwarten die Meteorologen dann leichte Milderung.

Von einem „Märzwinter“ sprechen die Experten, wenn ein Kälteeinbruch den Frühling im März noch einmal ausbremst. „Das ist gar nicht so selten“, hieß es beim Deutschen Wetterdienst.