Gleich zwei Oscars für Österreich – das wird gefeiert. Christoph Waltz geht mit Quentin Tarantino feiern. Michael Haneke isst Gulasch.

Los Angeles. Christoph Waltz ist mit seinem zweiten Oscar endgültig in die Riege der Leinwandstars aufgestiegen. Da muss man zu den In-Partys von „Vanity Fair“ und Elton John gehen. Mit Regisseur Quentin Tarantino im Schlepptau – jeder mit einem vier Kilo schweren Goldjungen in der Hand – zog der 56 Jahre alte „Django Unchained“-Star in der Oscar-Nacht durch Hollywood. Team Haneke blieb bodenständig. Gefeiert wurde in der Villa der österreichischen Konsulin im Nobelviertel Brentwood. Dort war eigens ein kleines Stück roter Teppich vor dem Eingang ausgerollt.

Serviert wurden heimische Delikatessen. Um Mitternacht stärkte sich Michael Haneke mit deftigem Gulasch, die Trophäe immer greifbar nah. Richtig locker strahlte der 70-jährige Regisseur in die Kameras. Doch laute Freudenrufe gab es nicht. „Es ist angenehm“, sagt der „Liebe“-Regisseur auf die Reporterfrage, mit welchem krönenden Adjektiv er seine Freude über den Gewinn beschreiben könnte. „Was soll ich sagen, soll ich springen?“ Wettbewerbe wie der Oscar seien doch eigentlich „Schwachsinn“. Man könne nicht Äpfel und Birnen und „Argo“ und „Amour“ miteinander vergleichen.

Doch Luftsprünge gab es tatsächlich. „Wir sind alle aufgesprungen, da war kein Halten mehr, das war echt geil“, erzählte der Berliner „Liebe“-Produzent Stefan Arndt der Nachrichtenagentur über den Moment, als „Amour“ zum besten nicht-englischsprachigen Film gekürt wurde. In der Sparte „Bester Film“ war er als Produzent selbst Oscar-Anwärter. In der Königsklasse gewann aber Ben Afflecks Iran-Thriller „Argo“. Die vielen Nominierungen haben sich für das Team Haneke jetzt schon ausgezahlt. „In vier Tagen haben wir in den USA eine Million Dollar eingespielt. Wir werden der erfolgreichste europäische Film der letzten 20 Jahre sein“, prophezeit Arndt.

Österreich gewann damit seinen zweiten Auslands-Oscar – nach Stefan Ruzowitzky, der 2008 mit „Die Fälscher“ Gold holte. Es war allerdings der erste für Haneke, der 2010 mit „Das weiße Band“ vergeblich angetreten war.

Pech hatte der Dokumentarfilm „Töte zuerst – Der israelische Geheimdienst“. Darin kommen alle sechs noch lebenden ehemaligen Chefs des israelischen Geheimdienstes Schin Bet zu Wort. Dem israelischen Regisseur Dror Moreh standen die NDR-Redakteurinnen Barbara Biemann und Patricia Schlesinger über drei Jahre hinweg zur Seite. „Klar sind wir etwas enttäuscht“, räumte Biemann am Ende der Party-Nacht ein. „Aber es ist schon eine Riesenehre, dass wir zu den fünf besten Dokus der Welt gehören.“