Juan Carlos ist mit 75 Jahren ebenso alt wie die niederländische Monarchin Beatrix. Doch der spanische König bleibt vorerst auf dem Thron.

Madrid. Kronprinz Felipe gilt als der am besten ausgebildete Thronfolger in der Geschichte der spanischen Monarchie. Er ist nicht nur Offizier des Heeres, der Luftwaffe und der Marine, sondern er hat auch ein Hochschulstudium abgeschlossen. „Noch nie war ein Thronfolger so gut vorbereitet wie er“, sagte König Juan Carlos kürzlich über seinen Sohn. Am Mittwoch wurde Felipe 45 Jahre alt. Er befindet sich mit dem niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander im gleichen Alter. Aber er kann nicht darauf hoffen, bald zum König gekrönt zu werden.

Sein Vater denkt nicht daran, dem Beispiel von Königin Beatrix zu folgen und abzudanken. Schon vor mehreren Jahren hatte die spanische Königin Sofía ihrer Biografin Pilar Urbano berichtet, was Juan Carlos vom Abdanken hält: „Ein König geht nicht in Rente. Seine Amtszeit kann nur der Tod beenden.“ Zu seinem 75. Geburtstag am 5. Januar bekräftigte der Monarch, dass er auf sein Amt nicht verzichten werde: „Ich fühle mich in bester Form, bin voller Energie und habe vor allem die Lust, weiterzumachen“, sagte er dem staatlichen Fernsehen TVE.

Das Königshaus in Madrid weist zudem darauf hin, dass die spanische Monarchie nicht mit der niederländischen vergleichbar sei. In den Niederlanden habe die Abdankung Tradition und werde – anders als in Spanien – als ein normaler Vorgang empfunden, erläuterte der Palast der Zeitung „El País“. In der spanischen Politik und in der Presse wird die Forderung nach einer Abdankung auch gar nicht erhoben. „Juan Carlos ist nicht Beatrix“, lautet der einhellige Tenor.

„Wir sehen derzeit keine Notwendigkeit (zu einer Abdankung)“, sagte der Fraktionschef der regierenden Volkspartei (PP), Alfonso Alonso. Für die spanischen Politiker hat die Stabilität Vorrang. Die Finanzaffäre um den königlichen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin hat die spanische Monarchie in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Dem Ehemann der Königstochter Cristina wird von der Justiz zur Last gelegt, als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung Millionensummen an Steuergeldern unterschlagen zu haben.

Dieser Skandal fügt dem Ansehen des Königshauses und damit auch des Königs beträchtlichen Schaden zu. In der Bevölkerung ist Kronprinz Felipe nach Umfragen mittlerweile populärer als der König. Der Thronfolger ist auch aktiver als sein Vater. Nach Angaben des Königshauses nahm Felipe im vorigen Jahr 253 offizielle Termine wahr, fast doppelt so viele wie sein Vater, hielt 84 Reden und empfing fast 1500 offizielle Besucher. Auch an seinem Geburtstag war Felipe „im Dienst“: Zusammen mit Prinzessin Letizia eröffnete er die Madrider Tourismusmesse Fitur.

Das Paradoxe an der regen Aktivität des Kronprinzen ist: Der Thronfolger bewegt sich dabei quasi in einem „rechtsfreien Raum“. Sein Status und seine Aufgaben sind in der Verfassung nicht festgelegt. Der Thronfolger genießt nicht einmal Immunität und wird damit – anders als der König – nicht vor einer möglichen Strafverfolgung geschützt.