Die Zukunft des Berliners steht auf der Kippe. Er hatte mit diskriminierenden Vermerken für Ärger gesorgt

Berlin. Die als frauenfeindlichen Aussagen des Berliner Zoo- und Tierparckchefs Bernhard Blaszkiewitz werden Folgen haben. Das erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der Zoologischer Garten Berlin AG, Frank Bruckmann, am Montagabend nach einer Anhörung des umstrittenen Biologen. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Zoo-Chefs fiel auf der dreistündigen Krisensitzung aber nicht.

Blaszkiewitz war zum wiederholten Mal in die Kritik geraten, weil er die Namen von Mitarbeiterinnen in internen Schreiben mit der Zahl 0,1 gekennzeichnet hatte. Diese Formel steht in der Zoo-Welt für "Weibchen", bei bestimmten Tierarten auch für "Zuchtstuten". Umstritten ist der 58-jährige Zoo-Chef aber nicht nur wegen seiner Umgangsformen gegenüber den Mitarbeitern, sondern auch wegen des wachsenden Defizits des Tierparks.

Der Zoo werde nun eine Gleichstellungsbeauftragte einsetzen, außerdem solle für die Mitarbeiter ein externer Vertrauensanwalt eingesetzt werden, kündigte Aufsichtsratchef Bruckmann an. An diesem Dienstag soll sich Blaszkiewitz überdies schriftlich gegenüber den Mitarbeitern erklären. Danach will er nach Angaben aus dem Umfeld des Aufsichtsrates vor die Presse treten. Dass der Zoo-Chef dabei den Rücktritt erklären würde, sei ausgeschlossen, hieß es. Er werde sich entschuldigen.

Vor allem eine Äußerung des Zoo-Chefs bei einer konfliktreichen Betriebsversammlung im Tierpark Friedrichsfelde hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Viele Zoo-Angestellte kassierten Weihnachtsgeld, obwohl sie ganz und gar "unchristlich" seien, soll Blaszkiewitz, der gläubiger Katholik ist, da gesagt haben. Das war Politikern und Gewerkschaftern nun doch zu viel.

"Das ist ein klarer Fall von Diskriminierung", sagte Berlins Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD). Sie hält Blaszkiewitz in leitender Funktion nicht mehr für tragbar. "Wer so handelt, hat sich als Führungspersönlichkeit disqualifiziert." Für die Gewerkschaft Ver.di fallen der Landesbezirksleiterin für Berlin/Brandenburg, Susanne Stumpenhusen, noch deutlichere Worte ein. Sie spricht von absurden Äußerungen, von "Quatsch" und "Blödsinn". Weihnachtsgeldzahlungen dürften nicht mit der persönlichen Einstellung zur Religion verbunden werden. Einen Rücktritt von Blaszkiewitz, dessen Vertrag noch bis 30. Juni 2014 laufen soll, fordert auch die Grüne Claudia Hämmerling, 59, die seit Jahren zu seinen Erzfeinden gehört. Der Zoo-Chef hatte die verheiratete Tierschützerin, die er stets als "Fräulein Hämmerling" anredet, als "einfach nur bösartig veranlagt" bezeichnet.

Kritik kam auch von den Piraten. Der frauenpolitische Sprecher der Fraktion, Simon Kowalewski, sprach von anhaltenden Entgleisungen des Zoodirektors. Neben Berichten über Qualzucht und Verkäufe von Zootieren an ominöse Tierhändler ohne Dokumentation des Verbleibs kämen "nun auch noch seine offen sexistischen Äußerungen". Wer Mitarbeiterinnen und unliebsame Abgeordnete derart diskriminiere, habe in der Führung eines auch aus Steuermitteln finanzierten, öffentlichen Betriebes nichts verloren. Eng ist es für den Zoo-Chef auch intern geworden: Seine Finanzchefin Gabriele Thöne nennt die Tierkürzel "außerhalb meiner Denkweise".

Blaszkiewitz, der seit 1991 den Tierpark im Osten Berlins leitet und seit 2007 auch den Zoologischen Garten nahe der Gedächtniskirche, sah sich bisher als Unschuldslamm. Die Klassifizierung weiblicher Mitarbeiter unter einer Formel für weibliche Tiere sei "nicht etwa eine Bezeichnung der Missachtung". In seiner Antwort auf eine parlamentarische Grünen-Anfrage heißt es: "Im Gegensatz zu den männlichen Mitarbeitern, bei denen lediglich der Nachname - übrigens auch unter Weglassung des akademischen Titels - genannt wird, ist dies als Höflichkeit gegenüber den weiblichen Mitarbeitern gedacht."

Blaszkiewitz hat seit Jahren zahlreiche Kritiker. Stark unter Druck stand er, als er zugeben musste, vor mehr als 20 Jahren im Tierpark vier Kätzchen eigenhändig durch Genickbruch getötet zu haben. Negativ bewertet wurde auch seine Reaktion nach dem Tod einer Pflegerin durch einen ausgebrochenen Moschusochsen ("Ein Moschusochsenbulle ist eben kein Schmusetier").

Weltweite Kritik musste er sich wegen mehrerer Entscheidungen über die Haltung des berühmten Eisbären Knut anhören, der mit drei Eisbärinnen in einem Gehege gehalten wurde. Viele Tierfreunde waren auch wütend, als Blaszkiewitz die beliebte Knut-Show mit dem damaligen Tierpfleger Thomas Dörflein vorzeitig stoppte. Als undiplomatisch erschien auch sein Spott im Streit mit dem Tierpark Neumünster um die Rechte an Eisbär Knut: "Die kriegen ein paar Pinguine und das war's." Kritik am Tonfall des Zoodirektors hatten Mitglieder des Betriebsrates im Tierpark in einem Schreiben schon Anfang der 1990er-Jahre geübt. Sie würden "in unwürdiger Art und Weise behandelt". Der Betriebsrat zitiert Äußerungen von Blaszkiewitz, dass er "alle kommunistische Überbleibsel noch ausmerzen" werde.

Blaszkiewitz zeigte sich stets hart im Nehmen. Im Jahr 2009 fütterte er während einer Führung den Schimpansen Pedro durch die Gitterstäbe des Käfigs. Das Tier biss ihm den Zeigefinger seiner rechten Hand fast ab. Bei der Pressekonferenz nach dem Vorfall zeigte er den Fotografen demonstrativ den verheilten Stumpf.