Die US-Bürger sterben deutlich früher als Menschen in anderen Industrienationen. Eine Studie nennt die Gründe.

New York. Die Amerikaner sterben deutlich früher als Menschen in anderen westlichen Ländern – und Schuld daran sind auch die Millionen Waffen in dem Land. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Virginia Commonwealth University aus Richmond. Demnach liegen die Amerikaner bei fast allen Indikatoren, die bei der Lebenserwartung eine Rolle spielen können – Fettleibigkeit, Unfälle und Gewalt – weit hinten. Allerdings: Auch Deutschland ist im letzten Drittel zu finden.

Die Experten haben offizielle Angaben aus 17 Ländern verglichen, vor allem aus Europa, aber auch Kanada, Australien, Japan und eben den USA. Im Normalfall werden Amerikaner ähnlich alt wie Menschen in anderen Ländern. Eine genaue Zahl nannte die Studie nicht.

Die statistische Lebenserwartung wird aber gedrückt durch viele Menschen, die weit vor der Zeit sterben, etwa durch Unfälle und Gewalt oder Übergewicht und daraus resultierenden Krankheiten. Knapp hinter Dänemark kommen die USA auf Platz 17 von 17. Japan ist ganz vorn, gefolgt von der Schweiz und Australien – Deutschland kommt auf Platz 12.

„Wir waren schockiert von diesen Ergebnissen“, sagte Studienleiter Steven Woolf. „Amerikaner sterben früher und leiden mehr und wir wissen, dass das nicht sein muss, weil Menschen in anderen reichen Ländern länger und gesünder leben. Wir wollten wissen, warum wir in den vergangenen Jahrzehnten so zurückgefallen sind.“

Eine Antwort: Viele Amerikaner essen zu fett und zu süß. Bei Diabetes liegen die USA auf dem drittletzten Platz, ebenso bei Todesfällen wegen Mangelernährung. Gerade in ärmeren Schichten werde um gesundes Essen ein großer Bogen gemacht und zu viel frittiert. Dass das Gesundheitssystem nicht schlecht sein kann, zeigen dagegen anderen Daten: Bei den verschiedenen Krebsformen liegen die Amerikaner fast immer weit vorn, die Sterblichkeit ist erheblich geringer als in den meisten anderen Ländern.

Auffällig ist auch, dass viele Amerikaner durch Unfälle sterben: Ertrinken: viertletzter Platz. Brände: drittletzter. Vergiftungen: Vorletzter und Verkehrsunfälle mit Abstand letzter von 17 Plätzen. Deutschland liegt überall im Mittelfeld, bei den Verkehrsunfällen zum Beispiel auf Platz neun.

Besonders deutlich ist der Unterschied aber im Punkt Gewalt. Hier liegen die USA nicht nur an letzter Stelle, sie sprengen geradezu die Statistik. Demnach gibt es in Japan jedes Jahr 0,4 Gewalttote je 100.000 Einwohner. In Deutschland, Platz fünf, sind es 0,7. Finnland ist mit 2,2 auf dem vorletzten Platz. In den USA sind es aber fast dreimal so viele: knapp 6,5.

Noch dramatischer ist nur der Vergleich der Kriegstoten. In 12 der 17 Länder, auch Deutschland, steht dort statistisch eine Null. In Norwegen sind es 0,02 Kriegstote je 100 000 Einwohner, in den Niederlanden, vorletzter Platz, sind es 0,05. In den USA sind es 0,45 - fast zehnmal so viele.