Spaniens König hat eines der härtesten Jahre seit seiner Krönung hinter sich. Jetzt versucht er, sein angekratztes Ansehen aufzupolieren.

Madrid. „Hier musst Du Dir den Thron immer aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr“, hatte der spanische König Juan Carlos einmal gesagt. „Wenn Du das Volk gegen Dich hast, kannst Du einpacken.“ An diese Weisheit dürfte der Monarch gedacht haben, als sein Ansehen im vorigen Frühjahr nach einer umstrittenen Großwildjagd in Afrika mächtige Kratzer erhielt. Der König, der am 5. Januar 2013 75 Jahre alt wird, entwickelte trotz seiner angeschlagenen Gesundheit und trotz seines Alters eine emsige Aktivität.

Auf Reisen in Länder wie Brasilien, Chile oder Indien legte er unzählige Kilometer zurück. Dabei warb er nicht nur für das Euro-Krisenland Spanien, sondern polierte nebenbei auch seinen eigenen Ruf wieder auf. Das Jahr 2012 dürfte für Juan Carlos eines der schwersten und bittersten seit der Thronbesteigung gewesen sein. Böse Zungen sprechen vom „Jahr des Elefanten“: Im April war bekanntgeworden, dass der König in Botswana an einer Elefantenjagd teilgenommen hatte.

Der Jagdausflug löste bei den unter Krise und Arbeitslosigkeit leidenden Spaniern Empörung aus. Er war nur deshalb publik geworden, weil Juan Carlos sich bei einem Sturz eine Hüfte gebrochen hatte. Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals offen und ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. Einige Politiker legten Juan Carlos gar eine Abdankung zugunsten des Kronprinzen Felipe nahe. In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie ohne Beispiel ist, entschuldigte der König sich öffentlich und gelobte Besserung.

Nach Erhebungen des Königshauses ist der damals entstandene Imageschaden mittlerweile weitgehend behoben. Aber eine andere Affäre ist noch nicht ausgestanden. Im neuen Jahr wird voraussichtlich Anklage gegen Iñaki Urdangarín erhoben, den Schwiegersohn des Königs. Der Mann der Königstochter Cristina hatte im Februar 2012 als erstes Mitglied der königlichen Familie als Beschuldigter vor einem Ermittlungsrichter aussagen müssen. Der frühere Handballstar soll als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung Millionenbeträge an Steuergeldern beiseitegeschafft haben.

Trotz der Affären leistet Juan Carlos seinem Land nach Ansicht von Experten wertvolle Dienste. „Ich bin kein Monarchist, aber angesichts der politischen Spannungen ist die konstitutionelle Monarchie für die Demokratie in Spanien von großer Bedeutung“, betonte der britische Historiker und Spanien-Kenner Paul Preston. „Wenn Spanien jetzt eine Republik wäre, ließe sich wohl kaum ein Staatspräsident finden, der seine Amtsgeschäfte so neutral ausüben würde wie der König.“

Dabei hat die Monarchie in Spanien traditionell keinen leichten Stand. In der Ersten und Zweiten Republik (1873-1874 und 1931-1939) sowie während der Franco-Diktatur (1939-1975) hatte das Land keinen König gehabt. Die Sozialisten sind eine Partei mit republikanischer Tradition, die Vereinte Linke sowie die Separatisten in Katalonien und im Baskenland sind gegen die Krone.

Juan Carlos hatte sich den Thron hart erarbeiten müssen. Als er im November 1975 gekrönt wurde, haftete dem jungen Bourbonen der Ruf an, ein Zögling des Diktators Francisco Franco zu sein, der ihn zu seinem Nachfolger als Staatschef erkoren hatte. Der Monarch überraschte alle Skeptiker damit, dass er die Diktatur nicht fortführte, sondern auf Machtbefugnisse verzichtete und den Anstoß zu demokratischen Reformen gab. Die letzten Zweifler brachte er auf seine Seite, als er am 23. Februar 1981 die junge Demokratie gegen einen Putschversuch von Militärs verteidigte.

Der König gewann die Sympathien seiner Landsleute auch durch seine herzliche und offene Art. Als „Bürgerkönig“ hält er keinen Hofstaat und lebt auch nicht in einem prunkvollen Schloss. Das Budget des spanischen Königshauses beträgt nur ein Bruchteil der Gelder, über welche die britische Königin Elizabeth II. oder der marokkanische König Mohammed VI. verfügen.