Die Betroffenen auf der MS „Bellriva“ klagten über Übelkeit und Erbrechen, vier von ihnen mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.

Wiesbaden. Auf einem Hotelschiff auf dem Rhein in Wiesbaden ist das hoch ansteckende Norovirus ausgebrochen. 67 Passagiere und Crewmitglieder der „Bellriva“ seien an Brechdurchfall erkrankt, sagte der ärztliche Leiter des Wiesbadener Gesundheitsamts, Holger Meireis, am Sonnabendnachmittag. Vier von ihnen mussten in eine Klinik eingeliefert werden. Ihr Zustand sei stabil, sagte Meireis. Eine in der Nacht zum Sonnabend über das Schiff verhängte Quarantäne wurde am Nachmittag wieder aufgehoben. Die Passagiere bleiben noch bis Sonntag an Bord. „Sie werden dann von der Reederei mit Bussen nach Köln zurückgebracht“, sagte Meireis.

Der Flusskreuzer war am Donnerstag in Köln zu einer Rheintalfahrt gestartet und sollte dort am Sonnabend wieder eintreffen. An Bord des Schiffes waren 145 meist ältere Touristen und 42 Crewmitglieder. In Wiesbaden-Biebrich, am südlichsten Punkt der Tour, suchten am Freitagabend Reisende wegen Übelkeit, Kreislaufschwäche und Brechdurchfall ärztliche Hilfe auf. Kurz vor Mitternacht habe die örtliche Rettungsleitstelle den Bereitschaftsarzt des Wiesbadener Gesundheitsamts über eine Gruppe offensichtlich infektiös erkrankter Passagiere der „Bellriva“ informiert, sagte Meireis.

Amtsarzt: „Wir durften nicht anders handeln“

Sein Kollege habe in der Nacht zum Sonnabend gegen zwei Uhr die Quarantäne über das Schiff verhängt, erklärte der Mediziner. „Da wir den Erreger nicht kannten, durften wir nicht anders handeln.“ Mit weißer Schutzkleidung und Mundtuch gingen dann am frühen Morgen Notärzte und Betreuer von Rettungsdiensten an Bord.

Wegen der bei Passagieren auftretenden Kreislaufprobleme habe das Gesundheitsamt die Erkrankungen von Beginn an ernst nehmen müssen, sagte Meireis. Im Bedarfsfall seien die Patienten mit Infusionen versorgt worden. „Wir mussten die Passagiere auch auffordern, ihre Kabinen nicht zu verlassen“, fügte der Mediziner hinzu. Am Sonnabendmorgen habe ein Ärzteteam der städtischen Horst-Schmidt-Kliniken begonnen, Stuhlproben der erkrankten Passagier zu untersuchen, um den Erreger aufzuspüren.

Weihnachtsmarktvisite ließ an Land keine Viren zurück

Da eine bakterielle Lebensmittelvergiftung als Auslöser der Beschwerden zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte, seien dem Schiff Mahlzeiten angeliefert worden, sagte Wiesbadens Gesundheitsdezernent Arno Goßmann (SPD). Einige Passagiere hätten am Freitag den Biebricher Weihnachtsmarkt besucht, in dem Ortsteil sei es aber zu keiner Erkrankungswelle gekommen. Nachdem die Experten in den Horst-Schmidt-Kliniken das nicht lebensbedrohliche Norovirus als Krankheitsauslöser identifiziert hatten, hob Goßmann die Quarantäne für das Schiff am Sonnabend um 14.30 Uhr auf.

Das Auffinden des Norovirus sei keine Überraschung gewesen, sagte Meireis. „Diesen Erreger kennen wir aus Senioreneinrichtungen, Kitas und auch auf Schiffen.“ Die Spezies sei hartnäckig und könne anders als die meisten Viren stundenlang auf Türklinken und Geländern überleben.

Virus muss restlos von Deck

Reederei und Gesundheitsamt einigten sich nach der Aufhebung der Quarantäne zunächst darauf, dass die „Bellriva“ am Samstagabend samt Passagieren nach Köln zurückfahren werde. Meireis verfügte dann aber, dass das Schiff „generaldesinfiziert werden“ müsse. Nach einer letzten Nacht in den Kabinen auf den drei Decks der „Bellriva“ und einem angelieferten Frühstück sollen die Rhein-Kreuzfahrer am Sonntag von Bord gehen und Busse besteigen. „Alle waren wirklich tapfer, Respekt“, sagte Meireis.