Der frühere IWF-Chef soll sich außergerichtlich mit dem Zimmermädchen geeinigt haben. Vereinbarung allerdings noch nicht unterzeichnet.

New York. Der ehemalige IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn kommt offenbar in den USA um ein Zivilverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen herum. Er habe sich mit der Hotelangestellten Nafissatou Diallo auf eine Beilegung der Klage verständigt, sagte eine Gewährsperson am Donnerstag.

Eine Einigung dürfte einen Schlussstrich unter einen spektakulären Fall ziehen, der Strauss-Kahn zum Rücktritt als IWF-Chef zwang, seinen Ambitionen auf die französische Präsidentschaft mit einem Schlag begrub und seinen Ruf ruinierte. Aufatmen kann er allerdings nicht: In Frankreich droht dem einstigen Spitzenpolitiker eine Anklage wegen mutmaßlicher Zuhälterei.

Die Übereinkunft zwischen Strauss-Kahn und Diallo sei bereits in den vergangenen Tagen vor einem Berufungsgericht in der Bronx zustande gekommen, sagte die mit dem Fall vertraute Gewährsperson. Allerdings hätten beide Seiten die Abmachung noch nicht unterschrieben. In der kommenden Woche soll es dazu einen Gerichtstermin geben. Der Anwalt von Strauss-Kahn wollte sich nicht äußern, die Verteidiger der Hotelangestellten waren zunächst nicht erreichbar.

Die Wege des früheren IWF-Direktors und des Zimmermädchens kreuzten sich im Mai 2011, als sie zum Putzen in sein Zimmer im Luxushotel Sofitel kam. Dort habe sich Strauss-Kahn auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen, sagte Diallo der Polizei. Der Spitzenpolitiker sprach von einvernehmlichen „moralischen Versagen“, die Hotelangestellte von einem brutalen Übergriff. Innerhalb von sechs Wochen kamen jedoch Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit auf. Die US-Justiz stellte das Strafverfahren schließlich ein, Diallo strengte daraufhin eine Klage an.

Diallo einigt sich offenbar auch mit „New York Post“

Mit der jüngsten Einigung dürfte nun ein langwieriges Justizdrama sein Ende finden. Den Angaben zufolge kam es auch zu einer Beilegung einer Klage Diallos gegen die Zeitung „New York Post.“ Das Blatt hatte sie in einer Serie von Artikeln als Prostituierte bezeichnet, die sich in einem Hotel verkauft habe. Die „New York Post“ hat erklärt, zu den Berichten zu stehen. Eine Sprecherin der Zeitung lehnte jeden Kommentar am Donnerstag ab.

Für Strauss-Kahn ist der juristische Ärger um seine Affären nicht ausgestanden. Der frühere IWF-Chef erfährt erst im Dezember, ob weiter gegen ihn wegen Zuhälterei ermittelt wird. Erst am Mittwoch vertagte das Berufungsgericht im nordfranzösischen Douai eine Entscheidung auf den 19. Dezember. Strauss-Kahns Anwälte hatten gefordert, die Anklage fallen zu lassen. Der 63-Jährige hatte in Paris und Washington an Sex-Partys teilgenommen und dies auch eingeräumt. Laut seinen Anwälten wusste der in Frankreich als „DSK“ bekannte Politiker aber nicht, dass dabei anwesende Frauen Prostituierte waren.

Die französischen Sozialisten begrüßten derweil die mögliche außergerichtliche Einigung ihres früheren Hoffnungsträgers. „Dominique Strauss-Kahn steht nicht mehr im politischen Leben. Wenn diese Affäre ein Ende hat, sind wir froh für ihn“, sagte Parteichef Harlem Désir am Freitag im Fernsehsender itélé.