Bei dem Unglück starben ausschließlich Erwachsene. Unter den Toten ist auch eine 50-jährige Betreuerin. Nach der Brandursache wird gesucht.

Titisee-Neustadt. Nach der Brandkatastrophe in einer Behindertenwerkstatt der Caritas mit 14 Toten in Titisee-Neustadt sind die Ursachen noch immer ungeklärt. Derzeit seien Brandermittler, Kriminaltechniker und Brandsachverständige neben weiteren Kräften im Einsatz, um Details für das Unglück herauszufinden, wie die Polizeidirektion Freiburg am Dienstag mitteilte.

Bei dem Unglück am Montag waren zehn behinderte Frauen im Alter von 28 bis 68 Jahren, drei Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren sowie eine 50-jährige Betreuerin ums Leben gekommen. Neun Menschen wurden verletzt. Die Polizei will bei einer Pressekonferenz am späteren Nachmittag weitere Einzelheiten bekanntgeben. Die Stadt Titisee-Neustadt plane voraussichtlich für diesen Sonnabend eine Trauerfeier, sagte eine Stadtsprecherin dem Evangelischen Pressedienst (EPD).

Die Werkstatt im Ortsteil Neustadt war am Montagnachmittag aus noch ungeklärten Gründen in Flammen aufgegangen. Offenbar habe es in einem Lagerraum der Einrichtung, in der knapp 130 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung arbeiten, eine Explosion gegeben. Behinderte und Mitarbeiter der Werkstatt mussten von der Feuerwehr aus dem qualmenden und verrauchten Gebäude gerettet werden.

Unterdessen wurden Forderungen nach schärferen Brandschutzbestimmungen in Einrichtungen für Behinderte laut. Die Deutsche Hospiz Stiftung forderte, soziale Einrichtungen innerhalb der nächsten vier Jahre verpflichtend mit selbsttätigen Sprinkleranlagen auszurüsten. Caritas-Präsident Peter Neher sagte, nach einer solchen Katastrophe seien alle Einsatzpläne und Nothilfemaßnahmen zu überprüfen. Für konkrete Schlussfolgerungen sei es aber „wahrscheinlich noch zu früh“.

Die Diakonie im badischen Kehl-Kork, mit rund 7.000 Beschäftigten eine der großen Sozialeinrichtungen in Baden-Württemberg, sagte auf EPD-Anfrage, dass die Brandschutzauflagen in den Einrichtungen und Werkstätten „sehr hoch“ seien und nach dem Unglück sicherlich „noch weiter hochgedreht“ werden. Zugleich wies ein Sprecher darauf hin, dass Menschen mit Behinderungen in solchen dramatischen Fällen „unter Umständen noch kopfloser“ reagierten als Nichtbehinderte.

Politiker und Kirchenvertreter in Baden-Württemberg reagierten entsetzt. Die Nachricht von dem Unglück und das „schreckliche Ausmaß hat mich zutiefst getroffen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Montagabend. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer sagten, dass sie für die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde sowie für alle Rettungskräfte beten.

Das Netzwerk Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) schaltete indes eine kostenlose Hotline mit Spezialisten der Krisenintervention und Einsatzkräftenachsorge für Betroffene, Angehörige und belastete Einsatzkräften. Diese Hotline ist zu erreichen unter 0800/58 92 27 2.