Mehr als 700 Mal wurde auf deutschen Autobahnen auf Autotransporter geschossen. Das BKA intensiviert die Fahndung nach dem Schützen.

Mainz/Wiesbaden. Die Polizei in Rheinland-Pfalz intensiviert die Fahndung in der bundesweiten Serie von Schüssen auf Autotransporter. „Die Polizeipräsidien im Land haben gemeinsam mit dem Landeskriminalamt ein Fahndungs- und Reaktionskonzept erstellt“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Dienstag in Mainz. Damit solle im Fall weiterer Taten ein schneller Einsatz ermöglicht werden. Am Dienstag berichtete das Bundeskriminalamt (BKA), das die Ermittlungen koordiniert, in Wiesbaden über den Stand und appelliert an den Schützen, aufzuhören. Noch sei alles glimpflich verlaufen und niemand verletzt worden.

Lewentz sagte, „der Täter zielt zwar in erster Linie auf die transportierten Fahrzeuge, aber er nimmt dabei erkennbar in Kauf, dass Menschen verletzt werden oder gar zu Tode kommen.“

Bislang keine heiße Spur

Trotz einer bundesweiten Fahndung, bei der ab Juli 2011 auch die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten wurde, gibt es den BKA-Angaben zufolge bis heute keine heiße Spur von den Tätern. Mitte Oktober 2012 wurde unter Federführung des Bundeskriminalamts eine „Besondere Aufbauorganisation Transporter“ gegründet.

Der Verein Automobillogistik im Deutschen Speditions- und Logistikverband (AML) setzt auf den neuen Vorstoß des BKA: „Wir halten den Grad der Bedrohung nicht nur für unsere Fahrer, sondern des gesamten Verkehrsraumes Autobahn, für nicht mehr akzeptabel.“ Auch wenn offensichtlich „nur“ auf die transportierten Autos gezielt werde, nehme dies kaum einer „unserer Fahrer noch auf die leichte Schulter. Für die angekündigten Schritte der Bundesbehörde wurde es höchste Zeit“, sagte Konrad Kurz, Vorsitzender des AML.

Den letzten Anschlag habe es laut BKA am 2. November 2012 gegeben: Der Schütze feuerte auf zwei Sattelzüge, die auf dem Weg nach Leipzig waren.

Seit Mitte 2008 sind mehrere Hundert Wagen auf Autotransportern beschossen worden. Betroffen sind neben Rheinland-Pfalz vor allem Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, wo ebenfalls Autos getroffen wurden. Eine Präferenz für bestimmte Hersteller oder Klassen ist nicht erkennbar. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA), das die Suche nach dem Schützen seit August 2009 koordiniert, wird meist mit Munition vom Kaliber 22 geschossen, das sowohl von Sportschützen als auch zur Jagd verwendet wird. Seit 2008 sind laut BKA der Polizei mehr als 700 weitere Fälle bekannt geworden.

Seit 2011 hängen Fahndungsplakate an allen Autobahnraststätten, die Belohnung von bislang 27.000 soll auf 100.000 Euro erhöht werden. Das Problem der Ermittler: Weil die Einschusslöcher meist erst beim Abladen der Wagen gefunden wurden, lässt sich kaum ermitteln, wo die Schüsse abgefeuert wurden. Nach bisherigen Ermittlungen ist der Täter vermutlich ein Lastwagenfahrer, der aus seinem Führerhaus heraus schießt. Keiner der Transporterfahrer wurde bislang verletzt. Ende 2009 traf der Schütze bei Würzburg jedoch eine Autofahrerin in den Hals, die deshalb einen Unfall verursachte.