In der Karibik hat sich „Sandy“ als der schlimmste Hurrikan seit Jahrzehnten entpuppt: Welthungerhilfe, Caritas und Diakonie im Einsatz.

Mexiko-Stadt. Mehr als eine Woche, nachdem der Hurrikan „Sandy“ in der Karibik wütete, wird nun das ganze Ausmaß der verheerenden Katastrophe bekannt. UN-Mitarbeiter in Havanna sprechen von dem schlimmsten Hurrikan in Kuba seit 50 Jahren. Elf Menschen starben laut Regierung, Dissidenten vermuten noch weit mehr Todesopfer. Zudem wurden nach UN-Angaben 211.000 Häuser zerstört oder stark beschädigt sowie viele Krankenhäuser und Schulen.

Die Ernte von mehr als 100.000 Hektar Agrarland sei vernichtet worden, hieß es weiter. Für die gesamte Insel dürfte die Ernährungslage in den kommenden Monaten schwierig werden, warnte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA).

Kuba wird zwar seit jeher regelmäßig von schweren Wirbelstürmen getroffen. Mit „Sandy“ traf ein Hurrikan jedoch erstmals ein urbanes Zentrum, nämlich Santiago de Cuba, mit 500.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Kubas.

„Die Situation ist kritisch“, sagte César Parra vom kirchlichen Hilfswerk „Centro Lavastida“. Der auch von „Brot für die Welt“ unterstützten Organisation zufolge gibt es katastrophale Schäden an Häusern, Infrastruktur und in der Landwirtschaft. Kubas Regierung habe zwar rasch Hilfe gesendet, lobte Parra. Doch angesichts des Ausmaßes des Desasters sei die staatliche Hilfe ungenügend.

Nothilfe leisten in Kubas Katastrophenregion inzwischen Caritas International, die Welthungerhilfe und die Diakonie Katastrophenhilfe, die alle Spendenkonten einrichteten. Hilfsgüter senden auch Kuba nahe stehende Länder wie Venezuela, Russland und Bolivien.

Wie ein europäischer Diplomat in Havanna bestätigte, liegen Kubas Regierung zudem Hilfsangebote der Vereinten Nationen und weiterer Staaten vor, die von Kubas Bürokratie jedoch sehr zögerlich behandelt würden. Der Diplomat betonte darum die Bedeutung kirchlicher Hilfsorganisationen in Kuba. Deren Nothilfe würde erfahrungsgemäß schneller und effizienter geleistet als die staatliche. So erhielt etwa die kubanische Caritas nach eigenen Angaben bereits Geld aus den USA und der Schweiz sowie ein Angebot aus Deutschland.

Auch in Haiti, das lediglich von den Ausläufern des Hurrikans getroffen wurde, wächst die Sorge vor Lebensmittelknappheit. Zusätzlich zu den Opfern des Erdbebens von Anfang 2010 sei nun die Ernährung von 1,5 Millionen Haitianern gefährdet, warnte Nigel Fisher, Leiter der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen in Haiti. Für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben sei der Hurrikan darum ein schwerer Rückschlag.

Haitis Premierminister Laurent Lamothe sprach von einem „Desaster größeren Ausmaßes“, nachdem 60 Menschen starben, etwa 20.000 Personen obdachlos wurden und rund 70 Prozent der Ernte im Süden des Landes vernichtet sind. Die Regierung des ärmsten Landes des amerikanischen Kontinents schätzt die Schäden auf 100 Millionen US-Dollar. Hilfswerke berichten von einem erneuten Aufflammen der Cholera-Epidemie, die seit ihrem Ausbruch 2010 mehr als 7600 Menschen das Leben kostete.

Das Internationale Rote Kreuz bat ebenfalls um Spenden. Das Regionalbüro in Panama bezifferte den finanziellen Bedarf für Kuba, Haiti und das ebenfalls getroffene Jamaika auf über neun Millionen US-Dollar.