Der Weiße Ring, Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, hatte die Arbeit der Ermittlungsbehörden nach der tödlichen Attacke kritisiert.

Berlin. Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) hat die Kritik an den Berliner Sicherheitsbehörden im Fall der tödlichen Prügelattacke vom Alexanderplatz zurückgewiesen. „Wir sind längst aktiv. Es ist nur so, dass wir nicht so einfach Polizisten in die Türkei schicken können, um den Mann festzunehmen“, sagte Heilmann am Dienstag im RBB-Inforadio und fügte hinzu: „Die türkischen Kollegen dürfen ja auch hier keine türkischen Staatsbürger festnehmen, sondern sie brauchen einen internationalen Haftbefehl und ein Auslieferungsersuchen.“

Hintergrund ist ein Interview der „Bild“-Zeitung mit dem mutmaßlichen 19-jährigen Hauptverdächtigen. Die Zeitung hatte den Mann in der Nähe der türkischen Stadt Izmir aufgespürt. Der junge Mann soll das 20-jährige Opfer vor mehr als zwei Wochen am Berliner Alexanderplatz so schwer verprügelt haben, dass es einen Tag später seinen Verletzungen erlag.

Der Weiße Ring als Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer hatte zuvor die Arbeit der Ermittlungsbehörden nach der tödlichen Attacke kritisiert. In den Augen der Bürger sei die Justiz zu lasch und zu inkonsequent, sagte Verbandssprecher Helmut Rüster am Dienstag dem Radiosender hr-info. Dies schaffe „falsche Signale für mögliche Nachfolgetäter. Außerdem laufen wir Gefahr, dass das Vertrauen der Bürger in die Fähigkeit der Rechtssysteme schwindet.“ Rüster forderte, das Jugendstrafrecht müsse überdacht und das Strafmaß jeweils ausgeschöpft werden.

Heilmann wies solche Vorwürfe vehement zurück. Polizei und Staatsanwaltschaft seien gewiss nicht untätig, sagte er. Die Ermittler täten das ihnen rechtlich Mögliche, um des Hauptverdächtigen habhaft zu werden. Eine Auslieferung könne sich jedoch schwierig gestalten, da der Verdächtige möglicherweise auch türkischer Staatsbürger sei. Dann dürfe er nicht ausgeliefert werden. In diesem Fall müsse ihm in der Türkei der Prozess gemacht werden.

Welche Schritte Berlins Justiz bereits eingeleitet hat, um den Mann dingfest zu machen, wollte Heilmann aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Am Montag hatte ein Haftrichter der Beschwerde der Staatsanwaltschaft stattgegeben und die Haftverschonung gegen einen weiteren mutmaßlichen Mittäter wieder aufgehoben. Der 21-jährige Beschuldigte, der sich bereits am vergangenen Donnerstag der Polizei gestellt hatte, sitzt nun in Untersuchungshaft. Ein zweiter Verdächtiger im Alter von 19 Jahren befindet sich ebenfalls in Haft.