Erstmals seit Jahrzehnten schneit es im Oktober im Flachland. In Hamburg sanken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt.

Hamburg. Es ist gerade eine Woche her. Am vergangenen Sonnabend saßen noch unzählige Menschen in Hamburg im T-Shirt draußen an der Alster oder an der Elbe. Bei Temperaturen von mehr als 20 Grad genossen die Hamburger den Goldenen Oktober im Freien. Eine Woche später scheint zwar wieder die Sonne, doch im T-Shirt traut sich an diesem Sonnabend wohl niemand mehr raus. Vier Grad minus zeigte das Thermometer am frühen Morgen in Hamburg. Handschuhe und Wollmütze waren angesagt. Am Nachmittag fielen in der Innenstadt sogar die ersten Schneeflocken.

In ganz Deutschland wurden die Menschen vom Wintereinbruch überrascht. Eiseskälte, Schnee im Fachland und glatte Straßen führten dabei zu vielen Unfällen. Besonders häufig krachte es auf Straßen im Osten, aber auch in Schleswig-Holstein, Hessen oder Niedersachsen kam es zu Glätteunfällen. In Thüringen hielten Bäume und Äste den schweren Schneemassen nicht stand und stürzten auf Leitungen und Bahngleise. Der Strom fiel mancherorts aus, Züge konnten nicht mehr fahren.

Die tiefsten Temperaturen wurden in der Nacht zum Sonnabend. im niedersächsischen Bremervörde gemessen: minus 5,8 Grad. In weiten Teilen Deutschlands seien die Werte innerhalb von einer Woche um 20 Grad gefallen, sagte Christoph Hartmann, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, der Nachrichtenagentur dpa. Das sei „sehr, sehr selten“. So eine Wetterlage erlebe man „vielleicht ein oder zweimal im Leben“.

Den meisten Schnee gab es in der Nacht im Erzgebirge – 17 Zentimeter. Im sächsischen Flachland kam es zur ersten geschlossenen Schneedecke in einem Oktober seit Jahrzehnten. „Zuletzt gab es das in und um Leipzig vor 62 Jahren“, sagte der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig, Florian Engelmann.

Im Raum Chemnitz kam es bis zum Sonnabendvormittag zu acht Verkehrsunfällen. Im Kreis Zwickau wurden drei Menschen verletzt, als ihr Auto in der Nacht in Lichtenstein von der Straße rutschte und gegen eine Hauswand krachte. Auf der A 210 in Schleswig-Holstein gab es zwischen Kiel und Rendsburg einen Unfall mit fünf Fahrzeugen, später prallte ein weiteres Auto in die Leitplanke.

In Hessen sorgte der erste Schnee für zahlreiche Blechschäden. Besonders schlimm traf es den Osten des Bundeslandes. Das Polizeipräsidium Fulda berichtete von einer ganzen Reihe Unfällen auf den Autobahnen 4 und 7. Am Vormittag wurde es besser: Die Winterdienste räumten und streuten die Straßen.

In Thüringen stellte die Bahn AG am Sonnabend wegen umgestürzter Bäume den Zugverkehr zwischen Weimar und Schmölln ein. Weil wegen der Straßenverhältnisse auch nur ein eingeschränkter Ersatzverkehr mit Bussen möglich war, mussten sich Reisende auf erhebliche Verspätungen einstellen. Massive Störungen meldete auch das private Unternehmen Erfurter Bahn auf seinen Verbindungen in Süd- und Ostthüringen.

In Ostthüringen fiel an mehreren Stellen der Strom aus. Grund waren zumeist Bäume und Äste, die auf Leitungen gefallen waren, wie ein Sprecher des Energieversorgers E.on Thüringen sagte. Feuchtigkeit habe außerdem zu Störungen an Isolatoren geführt. Insgesamt waren 27 Mittelspannungsleitungen betroffen.