Die Polizei ist offenbar noch ratlos: Einbrecher erbeuten in der Nacht zu Dienstag sieben wertvolle Werke von Picasso, Monet und Matisse.

Rotterdam/Amsterdam. Einbrecher haben bei einem spektakulären Kunstdiebstahl in Rotterdam gleich sieben Werke von Künstlern wie Pablo Picasso und Henri Matisse erbeutet. Die Beute hat laut Experten einen potenziellen Wert von mehreren hundert Millionen Euro. Polizeisprecherin Willemieke Romijn sagte, die Ermittler prüften derzeit Videoaufnahmen aus der Nacht. Sie rief Zeugen auf, sich zu melden.

Chris Marinello, Chef der internationalen Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke (Art Loss Register), sagte, die Bilder seien auf dem regulären Kunstmarkt unverkäuflich, da bereits als gestohlen gemeldet. Aus seiner Sicht bleibt den Dieben die Möglichkeit, die Besitzer, das Museum oder die Versicherer zu erpressen. Bei einem Verkauf auf dem Schwarzmarkt müssten die Kriminellen mit deutlich niedrigeren Einnahmen als dem tatsächlichen Wert rechnen, sagte Marinello.

„Das ist der schlimmste Albtraum eines jeden Museumsleiters“, sagte die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, die umgehend von einer Geschäftsreise in Istanbul zurückgekehrt war. Die Nachricht vom Diebstahl habe „eingeschlagen wie eine Bombe“, sagte sie bei einer Pressekonferenz im Museumscafé.

Ansenk wollte keine Einzelheiten zum Einbruch nennen und sich auch nicht zu den Sicherheitsvorkehrungen der Kunsthalle äußern. Diese seien auf dem neuesten Stand und funktionsfähig, sagte sie lediglich.

Die Sicherheitssysteme der Einrichtung seien automatisiert und bedürften keiner Wachleute, sagte der Vorsitzende des Museums, Willem van Hassel. Der Einbruch ereignete sich nach Polizeiangaben gegen drei Uhr am Dienstagfrüh.

Bei dem größten Kunstdiebstahl seit Jahren in den Niederlanden verschwanden Picassos „Tête d’Arlequin“ (1971), Claude Monets „Waterloo Bridge, London“ (1901) und „Charing Cross Bridge, London“, Matisses „La Liseuse en Blanc et Jaune“ (1919), Paul Gauguins „Girl in Front of Open Window“ (1898); Meyer de Haan’s „Self-Portrait,“ (um 1890) sowie Lucian Freuds „Woman with Eyes Closed“ (2002).

Der spektakuläre Fall ist ein Rückschlag für die Stiftung Triton, deren Sammlung in Rotterdam erstmals im Block gezeigt wurde. Die Sammlung vereint Kunst der Avantgarde und wurde von dem Multimillionär Willem Cordia und seiner Frau Marijke Cordia-Van der Laan zusammengestellt. Sie umfasst Werke von mehr als 150 berühmten Künstlern. Die Rotterdamer Kunsthalle verfügt über keine eigene Sammlung. Das Museum blieb am Dienstag wegen der Ermittlungen geschlossen, sollte nach Aussage Ansenks am Mittwoch aber wieder geöffnet werden.