Das „Yps”-Heft wird neu aufgelegt – allerdings nicht für Kinder, sondern für die Leser von damals. Urzeitkrebse liegen als erstes Gimmick bei.

Berlin. „Yps“ ist zurück. Die einstige Kinderzeitschrift, die sehr schräge Spielzeuge in Millionen Kinderzimmer und das Wort „Gimmick“ (Duden: „der, auch das“) ins Deutsche geschmuggelt hat, soll nun Männer in der Mitte des Lebens ansprechen. „Es ist explizit ein Erwachsenenmagazin“, sagt Christian Kallenberg. Und fügt sofort hinzu, das einzig Nackte im Heft sei das Känguru. Der Chefredakteur des neuen „Yps“ ist 35 Jahre alt. Sehr kurze Haare, ein schlichtes blaues Polohemd und eine silberne alte Digitaluhr: Dieser Mann scheint sich darauf zu verstehen, wie man nur das Beste aus den 80ern aussiebt. Das dürfte eine Kernkompetenz bei diesem Projekt sein.

Kallenberg – früher Chefredakteur des Männermagazins „FHM“ – berät den Egmont Ehapa Verlag („Micky Maus“, „Sailor Moon“), wie man Marken besser vermarktet. Bei „Yps“ musste man völlig neu anfangen, die Marke war seit dem Jahr 2000 faktisch tot. Nur drei Retro-Sonderhefte in den Jahren 2005 und 2006 und später eine Urzeitkrebse-App ließen die alte Idee des Heftes zwischendurch aufblitzen.

Und doch ist die Fangemeinde riesig – jedoch nicht mehr unter Kindern, sondern unter den erwachsen gewordenen Lesern von damals. Das beweist die Facebook-Fanseite mit zehntausenden Anhängern, zumeist Männer. „Für uns war relativ schnell klar, dass es keine Kindermarke sein kann“, so Kallenberg. Kern-Zielgruppe sind daher nunmehr Männer zwischen 30 bis 45 Jahren.

Kommt nach dem zeitweiligen Revival der Hörspielserie „Drei Fragezeichen“ die nächste Ausflucht aus der Realität. Nein, sagt der „Yps“-Chef. „Der Gedanke ist, dass auch wenn man seit zehn Jahren einen Bürojob hat, es nicht zu spät ist, herausgehen und Abenteuer zu erleben.“ Es sei ein „Magazin, das Kindheitserinnerungen weckt, aber selbst nicht kindlich ist.“

Viele charmante Einfälle haben die „Yps-Macher“ umgesetzt. Ein Hobby-Saurierforscher zeigt, wie man in Deutschland nach Dinos sucht. Ein anderer Artikel klärt die Frage: „Kann ich mit 35 noch Geheimagent werden?“ Fotostrecken zeigen, welche Perspektive Kinder auf der Rückbank im Jahr 2012 in einem aktuellen Auto haben – und wie der gleiche Blickwinkel Ende der 70er aussah. Etwa in einem Renault 4 oder einem alten Mercedes Benz S123 oder einem Audi 80. Die Idee dahinter: Eltern zeigen ihren Kindern, wie es früher so war. Im Heft gibt es auch viele Anekdoten von alten „Yps“-Machern und Fans.

Als erste Gimmick (mit der fortgezählten Laufnummer Nr. 1258) sind die Urzeitkrebse mit in der Verpackung. Sie sind die mit Abstand bekannteste Beigabe zu „Yps“. 21 früheren Ausgaben lagen sie schon bei. Eier von Salinenkrebsen, die wie Pulver aussehen, aber dann lebendig werden. Im Zoo-Handel sind solche Tiere Fischfutter. Aber für Kinder der Nachkriegszeit war das immer pure Magie.

„Yps“ – gegründet nach dem Vorbild einer kommunistischen Jugendzeitschrift aus Frankreich war das erste deutsche Kinderheft mit einem Spielzeug. Es erschien in der Bundesrepublik von 1975 bis 2000. Zu seinen besten Zeiten in den 70er und 80er Jahren hatte „Yps“ zeitweise eine Verbreitung von mehr als 400.000 Exemplaren.

Bekannt ist „Yps“ für seine schrägen Gimmicks: die Detektivbrille mit einer Jalousie vor den Augen und Seitenspiegeln, der Ostereierbaum oder das Blasrohr, das um die Ecke schießt. Das einstige Wochenmagazin war wichtiges Forum für die Verbreitung französischer und belgischer Comics in Deutschland. Das neue „Yps“ hat eine Startauflage von 120.000 Exemplaren und kommt fortan halbjährlich heraus. Nächste Ausgabe im März. Das Heft kostet 5,90 Euro.