In seiner Verzweiflung über die schwere Krankheit seiner Enkelin und die hohen Arztrechnungen hatte ein 60-Jähriger eine Bank überfallen.

Bielefeld. Ein 60 Jahre alter Großvater hat in Ostwestfalen für seine schwerkranke Enkelin eine Bank überfallen - und wurde dafür zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Da er die Bankangestellte mit einer scharfen Waffe bedroht habe, sei es eine besonders schwere räuberische Erpressung, sagte Richter Georg Zimmermann am Freitag bei der Urteilsverkündung im Landgericht Bielefeld.

Der nicht vorbestrafte Arbeitslose aus Enger bei Bielefeld hatte am 20. März dieses Jahres eine kleine Bankfiliale im ostwestfälischen Hiddenhausen überfallen und die einzige Angestellte mit einer Pistole bedroht. Er floh aber ohne Beute und stellte sich zwei Tage später der Polizei.

Die heute acht Jahre alte Enkelin des Täters war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen. Sie wurde mehrmals operiert. Die Krankenkasse zahle nicht für Therapien, die die Folgen der Krankheit und der Operationen lindern könnten, hieß es in einer Erklärung des Angeklagten, die sein Anwalt im Prozess verlas. Der Täter selbst habe nach einem Brand in seinem Möbelhandel 150 000 Euro Schulden.

Mit Mütze, Sonnenbrille und falschem Schnauzbart getarnt, hatte der Mann am 20. März zunächst 50 000 Euro verlangt. Die Bankangestellte scheiterte aber im ersten Versuch an den Sicherheitsvorkehrungen des Tresors. Erst reduzierte der Bankräuber seine Forderung auf 10 000 Euro, am Ende rief er „Jetzt rufen sie bestimmt die Polizei“ und machte sich aus dem Staub.

Verteidigung und Staatsanwaltschaft hatten deutlich geringere Bewährungsstrafen gefordert, da der Angeklagte den Überfall abgebrochen habe. Ein Rücktritt vom Versuch, der keine Strafe nach sich gezogen hätte, liege nicht vor, sagte Richter Zimmermann. Der Mann habe den Überfall erst abgebrochen, als der Misserfolg ohnehin absehbar gewesen sei. Dem 60-Jährigen gab er mit auf den Weg: „Gehen Sie nach Hause und kümmern Sie sich um ihre Familie.“