Immer mehr Zeitungen drucken die Bilder. Das britische Königshaus kündigt rechtliche Schritte an. Adelsexperte erbost: “Das geht viel zu weit.“

London/Rom. Die Veröffentlichung der Oben-ohne-Fotos von Prinz Williams Frau Kate sorgt weiter für mächtig Wirbel. Eine irische Boulevardzeitung hat am Sonnabend die umstrittenen Bilder veröffentlicht und ist damit einer Zeitung des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zuvor gekommen, die am Sonntag mit den heimlich von einem Paparazzo in Frankreich geschossenen Aufnahmen herauskommen wollte. Beide Zeitungen ignorieren damit Drohungen des britischen Königshauses, mit allen juristischen Mitteln gegen die Veröffentlichung der Bilder vorzugehen, die William und Kate in einem privaten Landsitz in Frankreich zeigen.

Der Chefredakteur des in Dublin erscheinenden "Irish Daily Star", Mike O'Kane, verteidigte den Abdruck der unscharfen Fotos auf einer Doppelseite im Inneren des Blattes. Der BBC sagte er, in der Nordirland-Ausgabe seien sie nicht gebracht worden, weil Nordirland zum Vereinigten Königreich gehört. Die Webseite des "Irish Star" war am Sonnabend "vorübergehend nicht erreichbar".

"Sie ist nicht unsere zukünftige Königin“, sagte O'Kane der BBC. Britische Zeitungen haben von einer Veröffentlichung aus Rücksicht auf die Königsfamilie abgesehen. "Die Herzogin ist für uns nichts anderes als andere Promi-Bilder, die wir bekommen – etwa von Rihanna oder Lady Gaga", sagte O'Kane. Ein britischer Miteigentümer des "Irish Daily Star", das Unternehmen Northern and Shell, äußerte aber "völlige Bestürzung" über die Veröffentlichung. Man werde die Beteiligung beenden, hieß es.

+++ "Daily Star" druckt Herzogin Kates Oben-ohne-Bilder +++

Das italienische Klatschblatt "Chi“ erklärte, für die am Montag erscheinende Ausgabe sei eine 26-seitige Fotogeschichte geplant. Das Titelbild war am Sonnabend unter der Schlagzeile "Die Königin ist nackt" in italienischen Zeitungen und im Fernsehen zu sehen. "Chi"-Chefredakteur Alfonso Signorini zeigte sich zuversichtlich, dass es keine juristischen Schritte gegen sein Magazin geben werde. Die Fotos seien geschmackvoll und schadeten Kates Image nicht, sagte Signorini. "Chi" gehört wie "Closer" dem Verlag Mondadori. Im französischen Magazin "Closer" waren die Bilder zuerst abgedruckt worden. Der Herzog und die Herzogin von Cambridge verklagten das Magazin bereits.

Die Fotos wurden dem britischen Rundfunksender BBC zufolge auf dem Balkon des abgeschieden gelegenen Feriendomizils des Neffens der Queen, Lord David Linley, im beliebten Urlaubsgebiet Luberon in der Provence aufgenommen.

Nach Ansicht des Adelsexperten Stefan Blatt überschreitet die Veröffentlichung journalistische Grenzen. "Das geht natürlich viel zu weit. Die Fotos sind auf dem Balkon ihres Hotels aufgenommen, und die Privatsphäre ist dadurch sowas von verletzt", sagte Blatt, der Mitglied der "Bunten"-Chefredaktion ist. Er glaube nicht, dass sich in Großbritannien jemand traue, die Fotos zu drucken. "Die britische Presse, die ja als die härteste der Welt gilt, respektiert dann doch einige Grenzen."

Urlaubsfotos, händchenhaltend am Strand, wären nach Ansicht von Blatt wohl veröffentlicht worden. "Aber Nacktfotos von der künftigen Königin von England – das geht einfach viel zu weit."

Bei den Nacktfotos von Prinz Harry aus einem Hotelzimmer in Las Vegas, die in der "Sun" gezeigt wurden, habe es sich um etwas anderes gehandelt. "Es war ein privater Schnappschuss, der in die Öffentlichkeit gekommen ist." William und Kate seien eindeutig im Urlaub gejagt worden. Man habe gewartet, bis sie ihr Bikinioberteil auszieht, "das geht natürlich gar nicht. Das hat eine neue Dimension erreicht, die es auch bei Kate bisher so nicht gab", so Blatt.

Ungeachtet des Skandals setzten William und Kate ihre Asien-Reise fort. Sie besuchten in Malaysia einen der letzten noch unberührten Regenwälder der Welt. Im Danum-Tal in der Provinz Sabah auf Borneo trafen die beiden 30-Jährigen Wissenschaftler, die ihnen die Maßnahmen zum Schutz der Natur in der Region erläuterten. Auf dem Programm standen zudem der Besuch eines Forschungslabors und ein Gang über einen Baumkronenpfad. Kate trug einen Freizeitlook mit Wanderschuhen, beigen Hosen und einem dunkelblauen Hemd. William und Kate wollten in der Provinzhauptstadt Kota Kinabalu übernachten und am Sonntag zu den Salomonen weiterreisen. Die Reise endet am 19. September.

Mit Material von dpa und dapd