“Wilma“: Größter Hurrikan leicht abgeschwächt - doch die Gefahr bleibt. Tausende Menschen an der mexikanischen Karibikküste bedroht. Notstand auch in Florida.

Miami. Er war der stärkste Hurrikan, der jemals im Atlantikbecken tobte. Gestern schwächte sich das Monster "Wilma" zwar leicht ab, doch versetzt er die Menschen in der Karibik und am Golf von Mexiko weiterhin in Angst und Schrecken. Erste Ausläufer des Wirbelsturms fegten mit Windgeschwindigkeiten von 240 km/h über die Strände von Cancun, wo 20 000 Urlauber die Hotelhochhäuser an der Küste verlassen mußten. Mehrere Flüge von Deutschland nach Cancun wurden gestrichen. Meteorologen sagten voraus: ",Wilma' wird am Freitag früh auf Land aufschlagen." Wo genau, konnten sie jedoch nicht sagen. Experten befürchten, daß der leicht abgeflaute Sturm über dem Golf wieder die Kategorie 5 erreichen und noch tödlicher als "Katrina" (1200 Opfer) und "Stan" (mehr als 2000 Opfer in Zentralamerika) werden könnte. Am Sonntag könnte er Florida erreichen. Dort hat Gouverneur Jeb Bush bereits den Notstand ausgerufen und die Nationalgarde mobilisiert.

In Hunderttausenden Haushalten in Florida klingelt seit Tagen immer wieder das Telefon. Eine Stimme vom Band warnt vor dem Hurrikan. "Bereiten Sie sich auf eine Evakuierung vor. Bringen Sie Gegenstände in Gärten oder auf Balkonen in Sicherheit, damit sie nicht zu fliegenden Geschossen werden." Auf den tiefgelegenen Florida Keys sind 150 000 Menschen bereit zur Flucht. Seit "Katrina" New Orleans fast ausradierte, will kaum jemand noch ein Risiko eingehen.

  • Auf der Karibikinsel Kuba wurden 230 000 Menschen aufgefordert, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen und in Notunterkünften Schutz zu suchen.
  • Allein aus dem mexikanischen Urlaubsparadies Cancun auf der Halbinsel Yucatan, das erst im Juli von Hurrikan "Emily" heimgesucht worden war, machten sich bis zu 70 000 Urlauber auf den Heimweg oder bereiteten sich darauf vor, das Unwetter in Notunterkünften auszusitzen. "Als wir hörten, daß es der schlimmste Hurrikan aller Zeiten ist, war klar, daß wir sofort packen würden", sagt Mark Carara aus Colorado. "Unter keinen Umständen werde ich das Leben meiner Familie in Gefahr bringen." Auch die Latin Awards des Musiksenders MTV, die für gestern bei Cancun geplant waren ab, wurden abgesagt.
  • Die mexikanischen Behörden ließen außerdem Hotels auf den vorgelagerten Inseln Mujeres und Holbox sowie die gesamte Lagune von Punta Allan zwangsevakuieren. Die 18 000 Einwohner hatten sich wie schon bei früheren Stürmen geweigert, ihre Heimat zu verlassen.
  • Auch auf Jamaika und in Haiti, den Cayman Islands sowie in Honduras und Belize waren Zehntausende Menschen auf der Flucht vor dem Killersturm.

Experten befürchten, daß der Hurrikan auf seinem Weg in den Golf von Mexiko eine scharfe 90- Grad-Kurve machen und dann auf die Südwestspitze des Sonnenscheinstaates zurasen wird. Grund: In der Gegend weht fast immer ein starker Ostwind, der "Wilmas" Richtung verändern könnte. Der Hurrikan hatte sich zum schlimmsten Monster in der Geschichte der Wetteraufzeichnung entwickelt. Mittwoch nacht war er über dem ungewöhnlich warmen Wasser der Karibik (25 Grad) von der Kategorie 2 auf die höchste Kategorie 5 angewachsen. Inzwischen ist "Wilma" zwar schwächer geworden. Aber auch "Katrina" und "Rita" hatten über dem Golf von Mexiko wieder neue Wucht gewonnen.