Ein Mann soll sich selbst zum “Heiler“ ernannt und mehreren Menschen absichtlich HIV-Blut gespritzt haben. Warum, bleibt ein Rätsel.

Bern. Ein selbst ernannter „Heiler“ soll in der Schweiz mindestens 16 Menschen gezielt mit dem Aids-Erreger infiziert haben. Der Musiklehrer aus Bern sei nun angeklagt worden, teilte die Berner Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Ihm wird vorgeworfen, seinen Opfern HIV-verseuchtes Blut in den Körper gespritzt oder gestochen zu haben. Sein Motiv ist unklar. Er selbst ist laut Staatsanwaltschaft nicht mit dem tödlichen Virus infiziert.

Die Taten soll er zwischen 2001 und 2005 begangen haben. Die meisten Opfer waren den Angaben zufolge erwachsene Musikschüler des 51-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der Mann das HIV-Blut von einer Aids-kranken Person beschaffte, möglicherweise auch von mehreren.

Seine Opfer soll er unter Vorwänden dazu gebracht haben, sich von ihm „piksen“ zu lassen. Dem Mann werden schwere Körperverletzung und die gezielte Verbreitung von Krankheiten vorgeworfen.

Mehrere Opfer gaben nach Angaben der Zeitung „Blick“ an, der Musiklehrer habe ihnen etwas in den Nacken oder Rücken gespritzt, um ihnen ein „drittes Auge“ zu öffnen. Andere Betroffene soll der Schweizer mit Medikamenten in Getränken bewusstlos gemacht haben.

Der Beschuldigte bestritt in den Vernehmungen alle Vorwürfe. Auch deshalb sei sein mögliches Motiv „schleierhaft“, hieß es in Ermittlerkreisen. Aus der Befragung der Opfer hätten sich ebenfalls kaum Anhaltspunkte zu den Beweggründen ergeben.

Ob der Mann eine Spritze verwendete oder die Opfer mit einem anderen Gegenstand wie etwa einer Nadel stach, ist nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft, Christof Scheurer, ebenfalls unklar. Die Opfer hätten das nicht genau sehen können. Wann der Prozess vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland beginnt, muss erst noch entschieden werden. Der Angeklagte ist derzeit noch auf freiem Fuß.

Die Ermittlungen waren 2005 ausgelöst worden, als Hinweise auftauchten, dass mehrere HIV positive Patienten des Berner Inselspitals an Musikstunden des Verdächtigen teilgenommen hatten. Die Untersuchungen seien kompliziert und langwierig gewesen, hieß es bei der Ermittlungsbehörde. Unter anderem, weil aufwendige Gutachten zur genetischen Verwandtschaft zwischen den HI-Virenstämmen bei den jeweils Betroffenen erstellt werden mussten. (dpa)