Im Münchner Stadtteil Schwabing überprüfen Statiker, ob Gebäude einsturzgefährdet sind. Wer für die Schäden aufkommt, ist noch völlig unklar.

München. Bei der Sprengung einer 250 Kilo schweren Weltkriegsbombe in München sind nach erster Erkenntnissen mindestens 17 Gebäude beschädigt worden. Das sagte Shahram Valamehr von der Münchner Lokalbaukommission am Mittwoch. Akute Einsturzgefahr bestehe nach erster Einschätzung zwar nicht, gerade die Gebäude in unmittelbarer Nähe des Bombenfundortes müssten aber noch genauer unter die Lupe genommen werden. Die Fassade mindestens eines Hauses mache auf den ersten Blick keinen guten Eindruck. Sie sei von der Wucht der Explosion eingedrückt worden.

Der direkte Umkreis um den Ort der Explosion blieb vorerst weiter gesperrt. Doch auch die Bewohner einiger weiter entfernter Gebäude müssen wegen zerborstener Fenster und anderer Schäden möglicherweise noch Tage warten, bis sie ihre Wohnungen wieder beziehen können. Außerhalb des unmittelbar betroffenen, noch immer gesperrten Gebietes, begannen nach „Tagen im Ausnahmezustand“, wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte, die Aufräumarbeiten.

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Wie hoch der entstandene Schaden genau ist, war nach Behördenangaben zunächst kaum absehbar. Unklar ist auch, wer die Kosten übernimmt. Nach Angaben eines Sprechers des Kreisverwaltungsreferates scheiden Amtshaftungsansprüche gegen die Stadt aus. Rathauschef Ude sagte, Kriegsfolgeschäden würden rechtlich als Fall von höherer Gewalt gelten, für die es spezialgesetzliche Vorschriften gebe. Die normalen Versicherungen seien daher außen vor. Experten der Stadt sowie des Innenministeriums prüften nun, ob und wie die Betroffenen entschädigt werden könnten. Die Stadt wolle die Rechtslage so schnell wie möglich klären, um Anwohnern, Hausbesitzern und Geschäftsleuten schnell helfen zu können.

Splitter der Bombe wurden nach Polizeiangaben noch 300 Meter vom Explosionsort entfernt gefunden. Die glühenden und messerscharfen Splitter seien es womöglich auch gewesen, die ein Geschäft in der Nachbarschaft in Brand gesetzt haben. Der Laden brannte nach der geplanten Sprengung am späten Dienstagabend völlig aus. Andere Feuer, die zunächst spektakulär ausgesehen hatten, seien ausschließlich brennende Strohballen gewesen, die auf Häuserdächer geflogen seien. Sie richteten nach Feuerwehrangaben keine größeren Schäden an. Nach Angaben des Innenministeriums waren 600 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, freiwilligen Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk im Einsatz. Die Polizei berichtete von einigen Menschen, die versucht hatten, am Abend in die Sperrzone zu gelangen.

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Oberbürgermeister Ude hatte schon am Morgen betont, zur Sprengung mitten in München habe es keine Alternative gegeben. Auch Andreas Heil, Koordinator der Kampfmittelbeseitigung, hob noch einmal die Gefahr hervor: Ein Abtransport der Bombe und eine Sprengung außerhalb der Stadt sei viel zu riskant gewesen.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dankte Helfern und Anwohnern: „Alle Einsatzkräfte haben bei der Bombensprengung Vorbildliches geleistet. (...) Auch danke ich den Münchner Bürgerinnen und Bürgern, die die erheblichen Belastungen und Beeinträchtigungen mit großer Geduld, Gelassenheit und Verständnis hingenommen haben.“

Der am Montag bei Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gelände der Kultkneipe „Schwabinger 7“ entdeckte Blindgänger war kontrolliert gesprengt worden, nachdem ein komplizierter Entschärfungsversuch missglückt war. Die Detonation war in der Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern kilometerweit zu hören. Zeitweise mussten mehr als 2500 Menschen ihre Wohnungen verlassen und in Notunterkünften Unterschlupf suchen. Verletzt wurde bei der Sprengung der Bombe niemand. (dpa)