Der Zorn treibt die Belgier auf die Straße. Die Ex-Frau von Kindermörder Marc Dutroux soll aus der Haft freikommen und in das Örtchen Malonne ziehen.

Brüssel/Malonne. Hunderte Belgier haben in dem Ort Malonne gegen den Zuzug der Ex-Frau von Mädchenmörder Marc Dutroux demonstriert. Die als Mittäterin verurteilte Frau kann nach 16 Jahren im Gefängnis nun auf Freiheit hoffen: Ein Gericht genehmigte die Entlassung aus der Haft diese Woche unter Auflagen. Das Nonnenkloster der Klarissen in Malonne nahe der Stadt Namur will die Frau aufnehmen.

Die etwa 500 Demonstranten gingen gegen die Entscheidungen von Justiz und Kloster auf die Straße, berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Polizei. Viele trugen weiße und schwarze Luftballons durch den Ort: weiß zur Erinnerung an die Opfer von Dutroux und seiner Helfer, schwarz zum Protest gegen den jüngsten Richterspruch.

„Schande“ stand auf einem Schild, das eine Frau in die Luft reckte. Andere hatten nach Medienberichten Pappfiguren von Dutroux’ beiden jüngsten Opfern, Julie und Mélissa, dabei. Acht Jahre waren die beiden, als sie Mitte der 1990er Jahre entführt wurden. Beide starben.

Muriel Lallement, eine der Organisatorinnen des Marsches, forderte laut Belga eine Reform des belgischen Justizsystems. „Wie kann man M. vergeben und ihr eine zweite Chance geben? Hat sie den Kindern eine Chance gelassen? Nein!“

Bei aller Empörung verlief die Kundgebung weitgehend friedlich. Einzelne versuchten, zum von Polizisten gesicherten Kloster vorzudringen, aus der Menge waren Beschimpfung gegen die Justiz und die Nonnen zu hören.

Der Bürgermeister der Stadt Namur, zu der Malonne gehört, versuchte, die Gemüter zu beruhigen. „Ich selbst bin Familienvater und ich begreife die Erregung, die das hervorruft. Aber ich glaube, dass man der Vernunft Raum schaffen muss“, sagte Maxime Prévot Belga zufolge. Die Stadtverwaltung habe keinen Anteil an der Entscheidung gehabt, Dutroux’ Ex-Frau aufzunehmen.

Dutroux hatte in den 1990er Jahren mehrere Mädchen entführt, missbraucht und eingekerkert. Vier starben, zwei wurden lebend gefunden. Seine damalige Frau Michelle Martin wusste von seinen Taten. Gegen die vorzeitige Entlassung aus der 30-jährigen Haft hatten der Anwalt der Opferfamilien und die Staatsanwaltschaft Widerspruch eingelegt. Darüber soll das Gericht laut Belga bis Ende August entscheiden.