Per Internet informiert der DWD über die Belastung in der jeweiligen Region Deutschlands. Vorhersage für mehrere Tage.

Zwölf bis 15 Millionen Menschen in Deutschland kennen das miese Gefühl, wenn die Augen tränen, die Nase läuft und die Augen verquollen sind. Sie alle haben unter Pollen zu leiden, ob Birke, Hasel, Erle, Gräser oder seit Neuestem auch ein Kraut namens Ambrosia. Ihnen will der Deutsche Wetterdienst (DWD) jetzt mit präziseren Vorhersagen - vor allem auch für die Region - helfen.

In Europa sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 80 Millionen Menschen über 16 Jahre Allergiker. Nahezu jeder Vierte leidet in der Folge unter Asthma. Nach den Zahlen der WHO steigt die Zahl der Allergiker in den Industrieländern dramatisch an. Da der Blühbeginn der Pflanzen in Mitteleuropa witterungsbedingt um bis zu sechs Wochen schwanken kann, hilft Betroffenen neben Arzneien vor allem eines: eine möglichst genaue Prognose des Pollenflugs. So können sie an diesen Tagen vorbeugen.

Der DWD hat aus diesem Grund gestern in Freiburg die erste Pollenflugzentrale eröffnet. Kernstück ist ein neues Gerät, das automatisch die Konzentration des Blütenstaubs in der Luft erfasst. "Das ermöglicht dem nationalen Wetterdienst eine regional präzise und schnelle Analyse. Sie ist für Allergiker, die unter der hohen Pollenkonzentration leiden, eine enorme Hilfestellung", sagte DWD-Vizepräsident Professor Dr. Gerhard Adrian. Zur Eröffnung der Pollenflugzentrale war auch Bundesforschungsministerin Professor Dr. Annette Schavan erschienen. Sie sagte: "Allergiker können auf Basis dieser Informationen umgehend gezielte Maßnahmen gegen ihre allergische Reaktionen ergreifen. Die Pollenflugzentrale ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Forschung ganz konkret für die Steigerung unserer Lebensqualität eingesetzt werden kann."

Bis Ende 2011 will der DWD das neue Messnetz mit fünfzehn automatischen Pollenmonitoren vervollständigen. Die ersten beiden Geräte nahm die Ministerin gestern offiziell in Betrieb. Die täglich gewonnenen Luftstaubproben wurden bisher und werden auch weiterhin von ausgebildetem Personal der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mikroskopisch auf allergologisch relevante Pollenarten untersucht. Da diese Arbeit zeitaufwendig ist, konnte der Wetterdienst für seine Vorhersagen nur mit Daten vom Vortag arbeiten. Das neue Gerät sammelt, präpariert und bestimmt Pollen sowie andere Staubpartikel rund um die Uhr, und das vollautomatisch. Diese erfassten Daten werden anschließend mit den Wettervorhersagen des DWD gekoppelt und zu regionalisierten Pollenflugvorhersagen weiterverarbeitet. Allergiker können sich im Internet unter www.dwd.de/pollenflugvorhersage für 27 Regionen in Deutschland jetzt sehr viel genauer anzeigen lassen, wie stark dort bestimmte Pollen fliegen. Es wird auch eine Vorhersage für die kommenden Tage geboten.

"Mit der heutigen Eröffnung der Pollenflugzentrale erreichen wir einen zentralen Meilenstein, indem wir zum ersten Mal Pollendaten quasi online und nicht mit einer Zeitverzögerung von ein bis zwei Tagen zur Verfügung stellen können", sagte Professor Adrian. Um den Ferntransport von Pollen wie Ambrosia aus dem Ausland vorherzusagen, arbeite der Deutsche Wetterdienst auch an einer stärkeren Kooperation mit Wetterdiensten aus Nachbarländern.

Allergiker? Bereiten Sie sich vor mit dem Pollenflug SMS-Dienst des Hamburger Abendblatts.