Ermittler vermuten unerfüllten Kinderwunsch als Motiv – Tatverdächtige soll Schwangerschaft vorgetäuscht und dann das Kind präsentiert haben.

Neuwied. Die mutmaßlichen Entführer eines Babys aus Tschechien haben sich offenbar vergeblich ein eigenes Kind gewünscht und die Tat von langer Hand geplant. Nach Informationen der tschechischen Polizei werde ein unerfüllter Kinderwunsch als Motiv immer wahrscheinlicher, berichtet die „Sächsische Zeitung“ (Mittwochausgabe). Die mutmaßliche Täterin aus Neuwied habe zunächst eine Schwangerschaft vorgetäuscht und ihrer Umgebung später erzählt, sie habe das Baby im tschechischen Usti nad Labem (Aussieg) geboren. Bei einer ärztliche Untersuchung sei festgestellt worden, dass die Frau im vergangenen Monat nicht entbunden habe, zitiert das Blatt den Polizeichef von Usti, Vladimir Danyluk.

Das 18 Tage alte Baby war am 4. Juli in Usti vor den Augen seiner Mutter aus dem Kinderwagen gerissen und verschleppt worden. Es wurde sechs Tage später in Rheinland-Pfalz entdeckt. Die mutmaßlichen Täter, eine 47-jährige Rheinland-Pfälzerin und ihr 50 Jahre alter Lebensgefährte aus Thüringen, sitzen in Untersuchungshaft. Sie haben die Tat gestanden.

Baby wurde zufällig ausgewählt

Die Tat sei sorgfältig vorbereitet gewesen, sagte Chefermittler Vaclav Kabatnik dem Blatt zufolge. Es gebe allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass das Baby schon von Deutschland aus ins Visier der Entführer geraten sei. Das sei erst am Tag der Entführung geschehen. Eine Beteiligung der Familie des Mädchens schließen die Ermittler aus. Die mutmaßliche Entführerin soll behauptet haben, dass die tschechischen Eltern für den Säugling ein Haus bekommen sollten. Die Familie des Kindes habe einen solchen Handel kategorisch zurückgewiesen, heißt es in dem Zeitungsbericht. (dapd)