Die einst als Ehebrecherin geschmähte Camilla, Frau von Prinz Charles, scheint endlich als vollwertiges Mitglied im Kreis der royalen Familie angekommen.

Berlin. Es war eine besondere Auszeichnung zum Hochzeitstag und ein Ausdruck dafür, dass Camilla inzwischen auch von der Queen voll anerkannt ist. Elizabeth II. ernannte ihre Schwiegertochter am 9. April, sieben Jahre nach der Hochzeit mit Prinz Charles im Jahr 2005, zur Dame Grand Cross. Die Ehrung ist die höchste Stufe für Frauen im Victoria-Orden und wird von der Königin an Menschen verliehen, die ihr oder der Monarchie auf persönliche Weise gedient haben. Die einst als Ehebrecherin geschmähte Camilla ist offenbar als vollwertiges Mitglied im Kreis der royalen Familie angekommen. Am Dienstag (17. Juli) wird ihre Königliche Hoheit Camilla, Herzogin von Cornwall, 65 Jahre alt.

Auch bei der Mehrheit der britischen Bevölkerung scheint die ehemals verhasste, als "Rottweiler“ beschimpfte Gegenspielerin von Prinzessin Diana akzeptiert zu sein. "Das Bild hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich zugunsten von Charles und Camilla verschoben. Die Menschen sagen sich: Das ist ein gutes Team“, sagt ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert im dapd-Interview.

Britische Zurückhaltung

Viele Briten hätten mittlerweile verstanden, dass Camilla in den Jahren der öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen Charles und Diana stets "die stille Heldin“ gewesen sei. Im Gegensatz zum Prinzenpaar, das seinen Rosenkrieg auch in den Medien austrug, habe sie immer geschwiegen – trotz des Hohns, den sie ertragen musste, nachdem ihre Beziehung zu Charles Anfang der 1990er Jahre bekannt wurde. "Sie hat mit ihrer Zurückhaltung eine britische Tugend vorgelebt, nämlich die ’stiff upper lip’ – Augen zu und durch“, sagt Seelmann-Eggebert.

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Typisch britisch ist Camilla Shand, wie ihr Geburtsname lautet, in mancherlei Hinsicht. Die 1947 geborene Tochter von Major Bruce Shand und der Adligen Rosalind Cubitt wuchs in Sussex auf dem Land auf. Sie ist eine begeisterte Reiterin und Anhängerin der Jagd - Eigenschaften, die sie mit der Königin teilt, wie der Adelsexperte betont. Ihre Erziehung, unter anderem in verschiedenen Mädchenpensionaten, war konservativ.

Dennoch machte sie sich nie viel aus Konventionen. Genau das soll es auch gewesen sein, was den mehr als ein Jahr jüngeren Thronfolger beeindruckte, als sich die beiden Anfang der 1970er Jahre kennenlernten. Überliefert ist ein sehr direkter Satz, mit dem Camilla den Kronprinzen angesprochen haben soll: "Meine Urgroßmutter war die Geliebte Ihres Ururgroßvaters. Wie wär’s mit uns?“

Eine Heirat kam jedoch nicht infrage. Camilla war nicht nur etwas älter als Charles, sondern hatte überdies ein Vorleben und galt trotz adliger Vorfahren als nicht vornehm genug. 1973 heiratete sie den Offizier Andrew Parker Bowles und bekam zwei Kinder, Thomas und Laura. Die Verbindung zum Thronfolger jedoch hielt an. Daran änderte auch dessen Hochzeit mit Diana im Jahr 1981 nichts.

Langer Weg zur Akzeptanz

Nachdem der Bruch zwischen dem vermeintlichen Traumpaar öffentlich wurde und überdies intime Telefonate zwischen Charles und seiner Geliebten bekannt wurden, galt Camilla Parkes Bowles als Unperson. Sie ließ sich 1995 scheiden, ein Jahr später endete die Ehe von Charles und Diana.

In einem TV-Interview hatte Diana 1995 mit traurigem Augenaufschlag gesagt: "Wir waren zu dritt in dieser Ehe, sie war also ein wenig überfüllt.“ Die Sympathien der Briten galten der betrogenen Prinzessin. Nach Dianas Unfalltod 1997 verstärkte sich die Abneigung gegen Camilla noch einmal. Die Briten trauerten um ihre "Königin der Herzen“, eine Heirat des Langzeitpaares Charles und Camilla schien ausgeschlossen.

Eine Imagekampagne, gestartet von Charles’ Beratern, mit dem Ziel sowohl den als Ehebrecher gebrandmarkten Thronfolger als auch seine Gefährtin wieder akzeptabel zu machen, hatte schließlich Erfolg. Fast acht Jahre nach Dianas Tod, am 9. April 2005, war es dann soweit: Charles und Camilla heirateten. Den Titel Prinzessin von Wales verwendet Camilla nicht, zu stark wird er mit der von den Briten verehrten Diana assoziiert. Zudem ist geregelt, dass Camilla nicht Queen sein wird, wenn Charles eines Tages den Thron besteigt. Sie wird stattdessen "Princess Consort“, die Prinzessingemahlin.

"Bei der Hochzeit war ich mir absolut nicht sicher, ob Charles mit Camilla an seiner Seite eine Zukunft in Großbritannien hat oder ob er die Bühne verlassen muss“, sagt Seelmann-Eggebert. Das habe sich verändert. Was einmal ein großes Thema gewesen sei – die Dreiecksbeziehung zwischen Charles, Camilla und Diana – sei für die jungen Briten keines mehr. Der Experte ist sich sicher, dass eines Tages passieren wird, was zum Zeitpunkt der Hochzeit undenkbar war: dass Camilla den Titel einer Königin tragen wird.