Ein halbes Jahr nach der Havarie der “Costa Concordia“ streiten immer noch Geschädigte mit der Reederei. Sie wollen höhere Entschädigung.

Konstanz. Vor einem halben Jahr ist die „Costa Concordia“ vor der Insel Giglio im Westen Italiens gekentert. Die meisten deutschen Betroffenen haben nach Angaben des Konstanzer Anwalts Andreas Widmann inzwischen die Entschädigung von etwa 11 000 Euro angenommen. Einige Passagiere streiten aber noch mit der Kreuzfahrtgesellschaft. Der US-Anwalt John Arthur Eaves vertritt nach eigenen Angaben weltweit etwa 120 Betroffene.

Eaves wolle für sie eine Summe erreichen, die über dem Angebot der Costa liege, sagte Michael Verhoven, der das Europa-Büro von Eaves in Mailand leitet, am Donnerstag. Die „Costa Concordia“ hatte im Januar vor der Insel Giglio einen Felsen gerammt und war mit mehr als 4200 Passagieren und Crew-Mitgliedern gekentert. 30 Leichen wurden geborgen, 2 Menschen werden noch immer vermisst.

Die Reederei hatte in vielen Fällen 11 000 Euro plus 3000 Euro für zusätzliche Ausgaben angeboten. Eaves hingegen will mehr herausschlagen: mindestens 100 000 US-Dollar pro Mandant, bei Todesfällen zwei bis fünf Millionen US-Dollar (umgerechnet 1,6 bis 4,1 Millionen Euro).

+++ "Costa Concordia"-Kapitän war von Telefonat abgelenkt +++

Zu den bisher akzeptierten Summen erläuterte Widmann, „das heißt aber nicht, dass die Betroffenen damit zufrieden sind. Sie sind einfach nur froh, dass sie den Vorfall abgeschlossen haben“. Der Jurist ging davon aus, dass nur zehn Prozent der deutschen Überlebenden noch keine Abfindung akzeptiert haben. Das seien besonders schwere Fälle, die sich mit den 11 000 Euro nicht zufriedengeben wollten.

Vor zwei Monaten hatte es laut Kreuzfahrtgesellschaft noch etwa 250 Fälle gegeben, in denen Passagiere um Entschädigung stritten. Mit allen anderen Betroffenen, die Ansprüche angemeldet hatten, habe man sich auf Entschädigungen einigen können, berichteten italienische Medien Mitte Mai unter Berufung auf die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere. (dpa)