Anwohner findet Leiche im Innenhof des Wohnhauses im Berliner Ortsteil Westend. Polizei führt 40-jährige Mutter und 45-jährigen Freund ab.

Berlin. Unfassbarer Fund im Berliner Bezirk Charlottenburg: Wenige Stunden nach der Geburt ist im Ortsteil Westend ein Säugling aus dem fünften Stock eines Mehrfamilienhauses geworfen worden. Ein Anwohner fand das männliche Baby tot in einem blauen Sack im Hof des Hauses im Ortsteil Charlottenburg, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Ein Spezialeinsatzkommando nahm daraufhin zwei Frauen und einen Mann fest.

Bei einer der Festgenommenen handelt es sich nach Polizeiangaben um die Mutter des Babys. Die 40-Jährige hatte den Jungen in der Nacht zu Sonntag zur Welt gebracht. Vor ihrer Wohnungstür fanden die Einsatzkräfte blutverschmierte Tücher. Die Wohnung wurde vom alarmierten Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) gestürmt. In der Wohnung ließen sich die 40-jährige Mutter des Babys, ihre 15-jährige Tochter sowie ein Mann widerstandslos abführen. Ob es sich dabei um den Vater handelt, ist noch unklar.

Der 45-Jährige wurde sofort festgenommen - er soll den Behörden bereits wegen Kindesmisshandlung bekannt sein, schreibt die "Berliner Morgenpost“ im Internet. Die Polizei bestätigte, dass er als Gewalttäter aktenkundig sei. Daher hätten die Einsatzkräfte "gute Gründe gehabt“, gezielt in diese Wohnung im Haus zu gehen.

Frau soll Baby-Bauch versteckt haben

Die 40-Jährige Frau hatte das Kind erst in der Nacht zum Sonntag und nach Polizeiangaben "ganz offenkundig“ in der Wohnung entbunden. Anwohnern zufolge hatte die Mutter versucht, ihren Baby-Bauch zu verstecken. Offiziell habe sie alleine mit ihrer Tochter und einem Hund in der Wohnung gelebt. Ein Polizeisprecher äußerte sich zu den Gerüchten nicht.

Fest steht aber, dass der Säugling aus der Wohnung des sechsgeschossigen Wohnhauses geworfen wurde. "Dafür gibt es deutliche Hinweise“, sagte ein Polizeisprecher. Ob das Baby schon tot war oder erst durch den Sturz starb, müsse durch eine Obduktion geklärt werden.

Ein 67-jähriger Anwohner hatte das Kind gegen 8.30 Uhr auf dem auf dem betonierten Platz gefunden, der vor allem als Parkplatz benutzt wird. Berichte eines Anwohners, dass das Kind in der Nähe der Müllcontainer gelegen habe, blieben unbestätigt. Die Polizei sperrte den Innehof am Vormittag weiträumig für die Spurensicherung und Vermessungen des Tatorts ab. Ein Hund, der sich ebenfalls in der Wohnung befunden hatte, wurde in eine Tiersammelstelle gebracht, um die Spurensicherung zu ermöglichen. Nach Angaben des Polizeisprechers haben Staatsanwaltschaft und 6. Mordkommission die Ermittlungen übernommen.

Erst im Dezember 2010 hatte eine junge Frau ihr Neugeborenes aus dem Fenster ihrer Berliner Wohnung in den verschneiten Hinterhof geworfen. Das Kind starb kurz darauf an Unterkühlung. Die Frau wurde im Juni 2011 vom Berliner Landgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Mit Material von dpa und dapd