Der größte gelbe Diamant der Welt wurde im Schweizer Genf für mehr als neun Millionen Euro versteigert. Das ist ein neuer Rekord.

Genf. Er strahlt wie ein Tropfen in der Sonne - fast schon magisch. Dieser Schliff, dieses satte Gelb sind einmalig. Und bei der Größe des Sun-Drop (Sonnentropfen) stockt Kennern der Atem. Gestern Abend hat das Auktionshaus Sotheby's in Genf den weltgrößten gelben Diamanten versteigert. Ein Telefonbieter bezahlte für den Sun-Drop rund 12,4 Millionen Dollar (mehr als neun Millionen Euro). "Das ist ein neuer Rekordpreis für einen gelben Diamanten", sagte ein Sprecher des Auktionshauses. Der Edelstein ist sensationelle 110,03 Karat schwer.

Sotheby's hatte ein äußerst spannendes Wetteifern der Finanzgiganten im Hotel Beau-Rivage gestartet. Es ist jene Nobelherberge, in der 1987 der CDU-Politiker Uwe Barschel den Tod fand, ebenso wie 1898 die österreichische Kaiserin Sissi.

Sogenannte Fancys, farbige Diamanten, kommen äußerst selten vor. Es ist lange her, dass Sotheby's mit einem gelben Diamanten einen Weltrekord erzielte. 1997 war es, als das Auktionshaus in New York einen in Marquiseform geschliffenen Stein mit einem Gewicht von 13,83 Karat für umgerechnet 2,4 Millionen Euro verkaufte. Der bis gestern gültige Rekord für einen tropfenförmigen gelben Diamanten lag bei umgerechnet 2,8 Millionen Euro. Er wurde 1990 bei Christie's in London erzielt.

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Gerade weil sich um den Sun-Drop noch keine Legende rankt wie um den bekanntesten farbigen Diamanten, den blauen Hope, dürfte er besonders begehrt sein. Der Hope wurde angeblich aus der Statue der indischen Gottheit Vishnu gestohlen und soll seitdem verflucht sein. Die Legende wurde nicht zuletzt aus der Tatsache genährt, dass die französische Königin Marie-Antoinette, die bekanntlich unter der Guillotine endete, den kostbaren Stein trug. Der bekannteste grüne Diamant liegt übrigens im Grünen Gewölbe in Dresden. Er hat 41,0 Karat und gehörte einst dem in politischen Dingen eher glücklosen sächsischen Kurfürsten und polnischen König August III. (1696-1763). Der Reiz der Jungfräulichkeit ist also für viele Käufer groß.

"Manche Personen", sagt David Bennent, Chef der Edelsteinabteilung bei Sotheby's, "finden es sehr anziehend, dass ein Stein Millionen von Jahren unberührt unter der Erde gelegen hat." Der Käufer, der den Sonnentropfen fassen lässt, "wird die erste Person sein, die ihn trägt".

Der Sun-Drop wurde in seiner Rohform erst 2010 in Südafrika entdeckt. Der genaue Fundort ist natürlich nicht bekannt. Nicht auszuschließen ist, dass er aus der Kapprovinz stammt, wo überdurchschnittlich viele gelbe Diamanten auftauchen. Gelb, die zweithäufigste Farbe bei Diamanten, ist auf den Stickstoffanteil in der Kohlenstoffstruktur des Steins zurückzuführen.

Die Farbe des Sonnentropfens ist besonders intensiv. Das Geological Institute of America (GIA) hat den Stein mit der höchsten Farbgraduierung für einen gelben Diamanten eingestuft - mit "Fancy Vivid Yellow". Die Cora International New York, eine der führenden Diamantenmanufakturen weltweit, hat den Rohdiamanten geschliffen und auf Hochglanz poliert. "Das Schleifen eines Diamanten ist wie Kunst", sagt Suzette Gomes, Geschäftsführerin von Cora International. "Eine Menge Mut und Erfahrung sind notwendig. Beim Sun-Drop war der Schliff entscheidend, um die Schönheit des Diamanten herauszubringen."

Das US-Fotomodell Jerry Hall war so entzückt, dass sie sich bereit erklärte, den Stein zur Eröffnung einer Ausstellung im Londoner Naturhistorischen Museum zu präsentieren, wo der "Klunker" für sechs Monate zu sehen war - wohl das vorerst letzte Mal in der Öffentlichkeit. Vielleicht aber wird er zu exklusiven Anlässen den Hals einer Dame zieren. Ein Wagnis. Keine Frau könnte entspannt mit einem solchen Vermögen ein Fest besuchen.