Neue Queen-Biografie enthüllt: Buckingham soll an den Staat fallen, wenn der Prinz den Thron besteigt

London. In drei Wochen feiert Prinz Charles seinen 63. Geburtstag. Während die meisten Menschen dieses Alters, sofern sie nicht schon pensioniert sind, dem Ruhestand zumindest entgegensehen, bereitet sich der britische Thronfolger auf den Sprung in seinen Beruf vor, für den er quasi von Geburt an vorbestimmt ist.

Wann er Königin Elizabeth II., 85, auf den Thron folgt - und ob es überhaupt je dazu kommt -, steht in den Sternen. Und vor engsten Mitarbeitern hat Charles bereits orakelt, dass er seine Mutter womöglich nicht überleben werde, wie eine morgen erscheinende Queen-Biografie enthüllt. Die rüstige Monarchin, die 2012 ihr 60. Thronjubiläum feiert, absolviert gerade mit ihrem Mann Prinz Philip, 90, einen zehntägigen Australienbesuch. Aber Charles will für den Fall, dass er doch noch König wird, gewappnet sein. Er ist entschlossen, dann der Monarchie in den ersten sechs bis zwölf Monaten seinen Stempel aufzudrücken. Zu dem Zweck, so schreibt der BBC-Journalist Andrew Marr, 52, in dem Buch "The Diamond Queen" (Die diamantene Königin), arbeite der Prinz an einem "detaillierten Plan für ein erstes Jahr des Wandels unter König Charles III.".

Einer der symbolträchtigsten Schritte könnte der Auszug des neuen Monarchen aus dem Buckingham-Palast sein. "Sowohl physisch als auch gefühlsmäßig hat sich Prinz Charles schon vor langer Zeit vom Hof der Queen entfernt", schreibt Marr. Der Prinz von Wales unterhält im Londoner Clarence House seinen eigenen "Hof" mit mehr als 140 Mitarbeitern.

Charles erwägt, den Hauptsitz des Monarchen nach Windsor zu verlegen

"Seiner Thronbesteigung dürften ein Auskehren des gegenwärtigen Buckingham-Palast-Personals folgen und das Eintreffen seines eigenen Teams. Als eine der dramatischsten Ideen ist im Gespräch, dass die Royal Family unter seiner Herrschaft den Buckingham-Palast restlos räumt. Nicht London wäre dann die Basis des Königs, sondern Schloss Windsor."

Buckingham ist seit 174 Jahren die offizielle Königsresidenz in London. Hinter der Kalksteinfassade (108 Meter lang, 120 Meter breit, 24 Meter hoch) verbergen sich 77 000 Quadratmeter "Wohnfläche". Es gibt einen 16 Hektar großen Garten und einen Hubschrauberlandeplatz. Der staatseigene Palast zählt 775 Räume, darunter 92 Büros und 188 Schlafzimmer für die rund 800 Menschen, die in der Monarchiezentrale arbeiten. 1514 Türen führen in die Zimmer, in denen 350 Uhren ticken und 40 000 elektrische Birnen glühen. Am imposantesten sind die 19 "State Rooms" im ersten Stock des Gartenflügels. Im Ballsaal bewirtet die Queen ihre Staatsgäste und schlägt verdiente Untertanen zum Ritter. Im Thronsaal auf der anderen Seite der 50 Meter langen Bildergalerie mit Gemälden von Rembrandt, van Dyck, Rubens und Vermeer werden die Reden gehalten. Prinz Charles wurde im Musiksalon getauft.

Die königlichen Privatgemächer liegen an der Nordwestflanke des Komplexes im ersten Stock. Der Palastvorhof, Schauplatz des täglichen Garde-Wachwechsels, samt den schmiedeeisernen Toren und Gittern wurden vor genau 100 Jahren angelegt, zum zehnten Todestag von Königin Victoria. Der Buckingham-Palast liegt von Schloss Windsor zwar nur 37,5 Kilometer entfernt, doch ein Auszug wäre eine Revolution. Gemäß den Plänen des Prinzen soll der Palast laut Marr dem Staat zur Verfügung gestellt werden, "als eine Art imposantes offizielles Regierungshotel und Veranstaltungszentrum".

Biograf Marr begleitete die Queen zwei Jahre lang auf Reisen

Marr, ehemaliger Politikchef beim TV-Sender BBC, hat die Queen zwei Jahre lang auf Reisen im In- und Ausland begleitet und dabei gute Kontakte zu ihren Mitarbeitern geknüpft. So will er auch erfahren haben, dass die Queen, die mit 21 Jahren öffentlich gelobte, "bis ans Lebensende zu dienen", inzwischen einer Übergabe der Amtsgeschäfte doch nicht mehr unwiderruflich abgeneigt ist. "Letzten Endes würde ich ihr Abdanken nicht ausschließen", soll Marrs Informant seine Chefin zitiert haben. "Eine Menge hängt von der Öffentlichkeit ab." Marr hält jedoch eine Alternative für wahrscheinlicher: dass Elizabeth nominell Staatsoberhaupt bleibt, ihren Erstgeborenen jedoch zum Prinzregenten und damit zum amtierenden Monarchen ernennt.