Soldaten, Staatsbedienstete und Einwohner tun alles, um die Hauptstadt Bangkok vor dem Hochwasser zu schützen, denn die Dämme drohen zu brechen.

Bangkok. In einem Wettlauf mit der Zeit haben Soldaten und Freiwillige am Dienstag in Bangkok an der Verstärkung von Hochwasserdämmen gearbeitet. Nachdem die thailändische Regierung zuvor vorsichtige Entwarnung für den Norden der Hauptstadt gegeben hatte, bestand nun die Gefahr von Überschwemmungen im Osten in der Nähe des Flughafens. Gouverneur Sukhumbhand Paribatra erklärte am späten Montagabend in einer dramatischen Fernsehansprache, innerhalb von 48 Stunden müssten eine Million Sandsäcke an einem sechs Kilometer langen, besonders gefährdeten Abschnitt abgelegt werden.

"Jede Sekunde zählt", sagte Sukhumbhand. Die Regierung hatte zuvor erklärt, Bangkok werde von den Fluten verschont bleiben. Die Königliche Bewässerungsbehörde mahnte die Bewohner östlich von Bangkok in der Nähe des Flughafens Suvarnabhumi, ihre Häuser mit Sandsäcken zu sichern und Wertgegenstände in die oberen Stockwerke zu bringen. Ein Sprecher der Behörde betonte aber, dass der Flughafen selbst nicht gefährdet sei.

Außerhalb von Bangkok versorgten die Streitkräfte Flutopfer mit Nahrungsmitteln und anderen Vorräten. Nördlich der Hauptstadt mit neun Millionen Einwohnern saßen viele Menschen in den oberen Etagen ihrer Häuser fest, zahlreiche Ortschaften standen halb unter Wasser.

Aus dem ältesten Industriegebiet Bangkoks brachten Soldaten Menschen in Sicherheit. Dort stand das Wasser bis zu einem Meter hoch, rund 200 Fabriken waren betroffen. Die wirtschaftlichen Schäden wegen des Hochwassers sind enorm; Analysten kürzten ihre Wachstumserwartungen für 2011 von 4,4 Prozent auf 2,5 Prozent. Mindestens 315 Menschen sind bislang beim schlimmsten Hochwasser in Thailand seit mehr als 50 Jahren ums Leben gekommen.

Krokodil-Alarm in thailändischen Hochwassergebieten

Die Flutopfer in Thailand müssen sich nun auch noch vor flüchtigen Krokodilen in Acht nehmen. Hunderte Tiere waren in den vergangenen Tagen aus ihren Gehegen in Zuchtfarmen in die Überflutungsgebiete gekommen. Besonders betroffen waren die Provinz Nakhon Sawwan und die alte Königsstadt Ayutthaya. Bei einer eigens eingerichteten Krokodil-Hotline seien viele Anrufe eingegangen, berichtete die Tageszeitung „Bangkok Post“.

Um das Kroko-Problem in den überfluteten Städten Thailands in den Griff zu bekommen, hat die Regierung eine Belohnung ausgesetzt: 1000 Baht (etwa 25 Euro) für jedes wieder eingefangene Krokodil. Die ersten Jäger hätten ihre Belohnung bereits kassiert, berichteten thailändische Medien am Montag.

Wie viele Krokodile insgesamt ausgebüxt sind, konnten die Behörden nicht mitteilen, denn viele Farmen sind illegal. Die Krokodile werden dort als Touristenattraktion gehalten oder zu Handtaschen verarbeitet. Die Umweltschutzbehörde versuchte zu beruhigen: Die meisten der entkommenen Tiere seien noch jung und meist ungefährlich, hieß es. Allerdings sollen auch Schlangen, giftige Insekten und Tiger aus diversen Gehegen ausgebrochen sein.

Thailand ordnet Evakuierung von Industriepark an

Das bedrohlich steigende Hochwasser in Thailand treibt unterdessen tausende Arbeiter eines Industrieparks nördlich von Bangkok in die Flucht. Nachdem die Fluten einen provisorischen Schutzwall des Industriegebiets Nava Nakorn durchbrochen haben, wiesen die Behörden die Unternehmen am Montag in einer Fernsehschaltung an, die Produktion einzustellen und ihre Arbeiter auf eine Evakuierung vorzubereiten. 200 Busse und Lastwagen stünden bereit, die Arbeiter in Sicherheit zu bringen, erklärte ein Sprecher des Hochwasserzentrums. Auch eine Tempelanlage, die bis zu 5.000 Menschen aufnehmen könne, stehe zur Verfügung.

Mindestens vier weitere Industrieparks sind bereits überflutet. Der wirtschaftliche Schaden insgesamt ist immens: Zwei Drittel des Landes sind von Hochwasser betroffen, mehr als 200 Fern- und Landstraßen sind überflutet und unpassierbar, die wichtigsten Bahnlinien in den Norden sind gesperrt. Dank ausgeklügelter Hochwasserschutzvorrichtungen hat hingegen die Hauptstadt Bangkok am Montag den Fluten weiter standgehalten.