Der offenbar überfüllte Zug war auf der Strecke Warschau-Kattowitz entgleist. Mindestens vier Menschen starben, etwa 50 wurden verletzt.

Warschau. Ein Zugunglück in Polen hat am Freitag mindestens einem Passagier das Leben gekostet. 56 Reisende wurden verletzt, mindestens 30 Verletzte mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Während die Polizei von vier Toten sprach, bestätigte die Feuerwehr zunächst nur einen toten Reisenden. Die Bahn entgleiste am Nachmittag auf der Strecke zwischen der Hauptstadt Warschau und der südpolnischen Stadt Kattowitz. Die Lok und alle vier Waggons sprangen zwei Stunden nach Fahrtbeginn aus den Schienen. Das Unglück ereignete sich in der Ortschaft Baby nahe der Stadt Piotrkow Trybunalski (Petrikau) im Zentrum des Landes. Die Ursache war nach Angaben einer Polizeisprecherin zunächst nicht bekannt.

Rettungskräfte schlossen nicht aus, dass die Zahl der Toten noch steigen könne. "Fast alle Wagen entgleisten, der erste Wagen wurde völlig zertört“, sagte ein Passagier dem Nachrichtensender TVN 24. "Im ersten Wagen ist fast jeder Reisende verletzt.“ Es habe vor dem Unglück einen gewaltigen Ruck gegeben, der Lokführer habe noch zu bremsen versucht. Der Zug war überfüllt, sagte der Augenzeuge, dem der Schreck noch deutlich anzuhören war.

Ein Sprecher der staatlichen Bahngesellschaft PKP, Lukasz Kurpiewski, sagte, ein Hindernis habe sich offenbar nicht auf der Strecke befunden. Zum Unglückszeitpunkt hätten sich etwa 280 Fahrgäste in der Bahn befunden - damit war der Zug mit insgesamt 286 Sitzplätzen nahezu voll besetzt. Ein Passagier, Marcin Chlebowkski, sagte dem Fernsehsender TVN24, der Zug sei plötzlich langsamer gefahren, und dann sei ein Ruck zu spüren gewesen.

Auch am Abend waren Rettungshubschrauber und Feuerwehrleute noch im Einsatz, um Verletzte zu versorgen. Auch Psychologen und Seelsorger waren vor Ort. Ministerpräsident Donald Tusk wollte am Abend ebenfalls zum Unglücksort kommen, um mit Rettungsteams und Überlebenden zu sprechen.

Da der Zug zwischen zwei Ballungszentren verkehrte und viele Polen das durch den katholischen Feiertag Maria Himmelfahrt verlängerte Wochenende für einen Kurzurlaub nutzen, herrschte am Freitag Nachmittag auf Straßen und Bahnhöfen lebhafter Verkehr. Bei der Bahnverbindung handelte es sich um ein besonderes Billig-Angebot von PKP. Ein Bahnsprecher kündigte an, dass eine Sonderkommission das Unglück untersuchen soll. (dpa/dapd/rtr)