Wenn die Sonne hustet, schleudert sie geladene Partikel und Plasmawolken ins All. Auf der Erde kann es zu Störungen der Elektronik kommen.

Hamburg. Im Inneren der Sonne brodelt es gewaltig. Mächtige Magnetfelder lassen immer wieder riesige Schleifen entstehen, die sich nach oben wölben und ähnlich wie die Henkel einer Tasse aus der Oberfläche der Sonne herausragen. Durch diese Schlaufen wirbeln gut sichtbar elektrisch geladene Teilchen aus dem Inneren der Sonne. Gleichzeitig kühlen die Regionen, an denen die Henkel aus der Sonnenoberfläche herauskommen, von rund 6000 auf etwa 4500 Grad Celsius ab. Dort entstehen also dunkle Sonnenflecken.

"Manchmal bekommen die Magnetfeldstrukturen der Sonne eine Art Husten", erklärt der Sonnenphysiker Achim Gandorfer vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Sobald die Sonne viele Flecken und damit auch viele Magnetfeldhenkel hat, kann dieses kosmische Räuspern einen Teil der Magnetschlaufe mitsamt geladenen Teilchen in den Weltraum schleudern.

Sonnenphysiker nennen das einen "Koronaren Massen-Auswurf" oder kurz KMA, der einen verheerenden Einfluss auf elektronische Bauteile haben kann. Trifft der Sonnensturm auf die Erde, dellt er dort das Magnetfeld ein. Die elektrischen Teilchen können dann in der Nähe der Pole tief in die Atmosphäre eindringen und lösen dort Polarlichter aus. Trifft ein besonders starker KMA auf die Erde, wird die Magnetfeld-Delle tiefer. Dann können Polarlichter bis zum Mittelmeer leuchten. Gleichzeitig aber wird es für die moderne Elektronik brandgefährlich. Normalerweise schützt das Magnetfeld der Erde elektronische Bauteile vor der energiereichen Strahlung aus dem Weltraum. Drückt nun ein KMA das Erdmagnetfeld unter die Bahn von Satelliten, die in einer engen Bahn um den Globus sausen, kann die Strahlung die Elektronik zerstören und damit den Satelliten außer Gefecht setzen. 1989 berührte eine solche KMA-Magnetfelddelle in der kanadischen Provinz Quebec sogar die Erdoberfläche. Dabei entstanden Kurzschlüsse in Hochspannungsleitungen, Umspannwerke brannten durch und in Teilen Kanadas fiel der Strom aus.

Noch schlimmer war ein KMA 1859. Der erzeugte in Telegrafenleitungen so starke elektrische Ströme, dass in einigen Stationen im hohen Norden der Erde das Telegrafenpapier Feuer fing. Heute könnte ein ähnlicher KMA elektronische Bauteile in den betroffenen Regionen weitgehend zerstören. Weltweit könnten so Schäden in Höhe von 1000 bis 2000 Milliarden US-Dollar entstehen. Bis 2013 sollen die Sonnenflecken und damit auch die Sonnenstürme zunehmen und wohl auch stärker werden. Danach soll das Risiko von Sonnenstürmen wieder abnehmen.