Eine Ex-Geliebte des Wettermoderators Jörg Kachelmann hat in einer öffentlichen Verhandlung ihr Interview mit der “Bunten“ verteidigt.

Mannheim. Zum ersten Mal hat im Prozess gegen TV-Moderator Jörg Kachelmann eine ehemalige Geliebte in öffentlicher Verhandlung vor Gericht ausgesagt. Die 34-Jährige verteidigte ihre Entscheidung, der Zeitschrift „Bunte“ ein Interview zu geben. Sie habe es auch getan, um die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten. Dafür bekam sie 50.000 Euro. Die Spekulationen um Kachelmanns angebliche Heirat gehen weiter.

„Ich weiß, dass Andere es anders gemacht hätten. Aber das war mein Weg“, sagte die 34-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht Mannheim über ihr Interview in der „Bunten“. Es war ein selbstbewusster Auftritt der gelernten Diplom-Kauffrau. Während andere Zeuginnen möglichst heimlich durch die Tiefgarage ins Gericht kamen, kam sie mit ihrem Anwalt durch den Haupteingang.

Jahrelang habe sie Kachelmann geglaubt. „Für mich war das meine Familie. Es war klar, wo man Weihnachten und Ostern verbringt“, sagte sie. 2003 hatte sie den Fernsehmoderator kennengelernt. In der „Bunten“ hatte sie geschildert, dass sie regelmäßig seine Stiefkinder in Kanada besucht hatte.

Nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe sei sie zunächst auf Kachelmanns Seite gewesen, erzählte die Zeugin. Sie habe gedacht: „Mein Partner ist festgenommen worden wegen eines wahnsinnigen Vorwurfs – da möchte man erstmal helfen.“ Sie hatte sich sogar mit Kachelmanns damaligen Anwalt getroffen, um die Verteidigung zu unterstützen.

Dann kamen zahlreiche Anfragen für Interviews, erzählte die Zeugin. Im Büro, auf dem Handy, auf Privatmail, Geschäftsmail, Facebook und Xing. „Es kam von allen Seiten.“ Anfangs habe sie gezögert. Dann habe sie gehört, dass Kachelmann seinen Stiefkindern erzählt habe, sie habe sich von ihm getrennt, weil er zu viel Zeit bei den Kindern erbracht habe. Das habe den Ausschlag gegeben.

„Für mich ist mein Leben zusammengebrochen. Ich musste etwas tun“, sagte die Ex-Geliebte. – „Für 50.000 Euro“, warf Verteidiger Schwenn ein, der ihr vorwarf, sie würde ein rührseliges Stück aufführen. Doch die Zeugin blieb dabei: „Ich fand, dass man wissen muss, wie er vorgegangen ist.“ Das Geld habe sie zu einem kleinen Teil gespendet, außerdem sei sie einkaufen gegangen – „vielleicht frauentypisch“ - und sei in Urlaub gefahren. „45.000 sind noch da“, sagte sie auf Nachfrage des Gerichts.

Vor der Vernehmung hatte das Gericht die bezahlten Medienauftritte von Zeuginnen kritisiert. Dies sei „dem Respekt vor dem Gerichtsverfahren nicht angemessen“, sagte Richter Joachim Bock. Das Gericht hatte von der Zeugin verlangt, ihre Honorarvereinbarung mit der „Bunten“ offenzulegen.

Unterdessen gingen die Spekulationen über eine mögliche Heirat Kachelmanns weiter. Wie die Bild-Zeitung am Dienstag berichtete, soll der 52-Jährige eine 25 Jahre alte Psychologiestudentin geheiratet haben. Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker wollte den Bericht nicht bestätigen, dementierte ihn aber auch nicht. „Das geht keinen etwas an und das will auch keiner mehr wissen. Weder mein Mandant noch die Öffentlichkeit brauchen weitere Schnüffelreportagen aus seinem angeblichen Privatleben.“ (dpa)