Die Skandaljahre haben der Königin offenbar mehr zugesetzt, als sie zugibt. Böser Ausrutscher von Carl Gustaf

Stockholm. Vielleicht wollte König Carl XVI. Gustaf, 65, einen kleinen Witz machen - nur leider verstand ihn kaum jemand in Schweden. Ein Journalist, der den König vergangene Woche bei einem Staatsbesuch nach Botswana begleitete und immer wieder vergeblich gefragt hatte, wie es der erkrankten Königin gehe, bekam schließlich eine erstaunliche Antwort. "Ja, du. Nachdem du mich so fragst, die Königin ist sehr krank, es ist an der Zeit, dass ihr die Ärzte die Ohren abschneiden."

Dieses Intermezzo wäre in Schweden um ein Haar nicht bekannt geworden. Der Journalist und seine Zeitung hatten entschieden, den Video-Clip mit der Antwort des Königs nicht zu veröffentlichen. Als dann aber ein Branchendienst darüber berichtete, stellte die Zeitung den Film am Freitag kommentarlos auf ihre Website.

Den Begriff "Ohren abschneiden" kennen die Schweden nicht

Viele Schweden reagierten entsetzt. Was meinte der König? Nimmt er ihre Krankheit nicht ernst? Zwar hat der Begriff "Ohren abschneiden" in Schweden keine Bedeutung im übertragenen Sinn, sonst hätte man noch mutmaßen können, Königin Silvia, 67, habe im vergangenen Jahr einfach so viel Schlechtes gehört, dass es ihr nun reicht. Aber das Fehlen einer Doppeldeutigkeit hat auch zur Folge, dass es jede Menge Spekulationen zu Silvias Gesundheitszustand gibt, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Hof sich in ein ungewöhnliches Schweigen hüllt.

Das Königspaar war Mitte März privat in Paris. Als es wieder nach Stockholm zurückfliegen wollte, blieb Silvia in Frankreich. Die Reise nach Botswana am 22. März hatte sie abgesagt. Es war das erste Mal, dass sie an einem Staatsbesuch nicht teilnahm. Sie habe eine Grippe, zwei Ärzte hätten ihr das Fliegen verboten, teilte der Hof mit. Deshalb wurde sie mit einem Pkw nach Deutschland gebracht, dort erholte sie sich bei Verwandten, bis sie vorigen Sonntag wieder nach Stockholm kam. Auch diese Reise unternahm sie im Auto. Oder wie es Hofsprecher Bertil Ternert ausdrückte: "Mit einem anderen Transportmittel als einem Flugzeug."

Am Montag sollte Silvia dann zusammen mit ihrem Mann den brasilianischen Botschafter bei einem Abschiedsempfang begrüßen. Wenige Minuten vor dem Termin kam ihre Absage - der König erschien allein. Der Hof teilte mit, die Königin wolle sich noch etwas ausruhen.

All das ist völlig untypisch für die pflichtbewusste Silvia. Kein Wunder also, dass sich die Schweden fragen, was da auf Schloss Drottningholm eigentlich los ist. Wieso stieg sie trotz Grippe nicht in ein Flugzeug? Schließlich fliegt eine Königin nicht wie Normalsterbliche. Sie muss kein Gepäck aufgeben, eine Limousine bringt sie bis zur Maschine, sie steigt als Letzte ein und als Erste wieder aus, wo eine andere Limousine bereits wartet und sie auf dem direkten Weg ins Schloss bringt.

Die große schwedische Illustrierte "Svensk Damtidning", die übrigens auch von Silvia gern und regelmäßig gelesen wird, ist sich deshalb sicher: Die Königin hat nach dem letzten Jahr ihren Kampfgeist verloren! Sonst hätte eine kleine Grippe sie nicht umgehauen. Was ihr nun fehlt - ob Depressionen oder Burn-out -, das weiß man natürlich auch bei der Illustrierten nicht. Sie folgert aber: Es wurde einfach alles zu viel für die gebürtige Deutsche.

Das Fernsehen durchleuchtete die Nazi-Vergangenheit ihres Vaters

Erst war da die gescheiterte Verlobung von Prinzessin Madeleine, 28, dann die wunderbare Hochzeit von Victoria, 33, die trotz aller Glücksmomente auch einige Nerven gekostet haben mag. Dann erschien das Buch über Carl Gustafs einstiges Lotterleben, das es ihr schwer machte, auch in Zukunft immer lächelnd das Bild einer glücklichen Ehe aufrechtzuerhalten. Und als sei das noch nicht genug, wurde auch noch die Vergangenheit ihres Vaters im schwedischen Fernsehen durchleuchtet. Dass Walter Sommerlath Mitglied der NSDAP war und sogar das Vermögen eines enteigneten Juden übernommen hat, steht nun außer Frage. Silvia kann zwar nicht für ihren Vater verantwortlich gemacht werden, aber sie hatte jahrelang darüber geschwiegen. Das warfen ihr die Schweden nun vor.

An diesem Sonnabend soll Königin Silvia mit Tochter Madeleine an einer Veranstaltung ihrer Stiftung Childhood Foundation in Florida teilnehmen. Auf die Frage an den Hof, ob sie nach Amerika fliegen werde, hieß es am Freitag nur: "Es gibt keine Änderungen der Pläne." Diese Antwort gab es auch vergangenen Montag bis kurz vor der Absage.