Kadaver in Schweden hatten innere Blutungen, aber keine Verletzungen. Forscher sind ratlos über die Ursachen des Massensterbens.

Stockholm. Für das Massensterben von Dohlen in Falköping im Herzen Mittelschwedens gibt es zwar eine Erklärung, aber keine Antwort auf die Frage nach der Ursache. Fünf der Vögel wurden im staatlichen Veterinärinstitut in Uppsala obduziert, und die Tierärzte fanden bei allen innere Blutungen. Marianne Elvander, die verantwortliche Zoologin, weiß jedoch nicht, was die inneren Blutungen ausgelöst haben könnte. "Sie sind eindeutig an einer Gewalteinwirkung gestorben. Aber sie hatten keine äußeren Verletzungen, keine Schrammen. Nichts. Eine Infektion kann auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Aber aufgrund der fehlenden äußeren Verletzungen können sie auch nicht von einem Auto getötet worden sein."

Dabei hatte man bis zur Obduktion vermutet, dass eventuell ein Lkw den ganzen Schwarm von etwa 50 Dohlen erfasst und getötet haben könnte. Denn kurz vor dem Vogelsterben fuhr Jula Iljazim durch die Wetterlingsstraße von Falköping. Die Vögel saßen auf dem Weg und pickten im Salz, sie flogen nicht weg, als sich der Wagen näherte, sondern sprangen nur etwas zur Seite. Eine halbe Stunde später fand man sie tot.

Die Behörden warnen davor, die Kadaver anzufassen

Anders Wirdheim vom schwedischen Ornithologen-Verband: "Das ist wirklich ein großes Mysterium." Die Behörden warnen deshalb davor, Kadaver anzufassen. Denn man hat nicht alle einsammeln können, in der Nacht zum Mittwoch schneite es stark.

Während in Schweden immer noch gerätselt wird, was zu den inneren Blutungen geführt haben könnte, werden weltweit jeden Tag neue Massensterben von Vögeln gemeldet. Wie erst jetzt bekannte wurde, hatte man schon vergangene Woche in Kentucky mehrere Hundert toter Drosseln und Stare entdeckt. Insgesamt wurden in den USA drei Fälle bekannt, bei denen Hunderte Vögel vom Himmel fielen. Für den Tod Tausender Exemplare in Arkansas war zunächst Silvesterfeuerwerk verantwortlich gemacht worden. Weitere 450 Vögel wurden in Louisiana verendet aufgefunden.

Inzwischen taucht auch jeden Tag eine neue Theorie auf, was den Tod so vieler Tiere verursacht haben könnte. In Schweden hat man versucht, jeder einzelnen nachzugehen. Internetnutzer vermuteten, dass die Sonnenfinsternis Anfang der Woche, die besonders intensiv über Schweden zu sehen war, die Vögel durcheinandergebracht hat. Der Astronom Johan Warell weist diesen Gedanken zurück. Die Sonnenfinsternis habe keinen Einfluss auf das Leben auf der Erde.

Auch Störungen im Magnetfeld aufgrund eines gewaltigen Sonnensturms am 28. Dezember 2010 werden von Ornithologen als Ursache zurückgewiesen. Vögel würden sich das Magnetfeld der Erde bei ihren weiten Flügen zu Nutze machen und könnten damit umgehen. Der Ornithologe Steve Dahlfors: "Außerdem haben die Dohlen hier überwintert und waren auf keinem Langflug, das Magnetfeld ist ihnen während dieser Zeit egal."

Die Vogelgrippe kann ebenfalls ausgeschlossen werden, die Veterinäre fanden keine Anzeichen dafür. Sogar ein Pastor wurde nach einer biblischen Ursache befragt, aber der konnte die Schweden beruhigen: "Wenn es ein biblisches Sterben wäre, dann hätte es ein Prophet vorher verkünden müssen, und das ist zum Glück nicht passiert."

Ein Feuerwerk und Gift sind als Ursache unwahrscheinlich

Demnach könnten nur noch Umweltgifte eine Rolle spielen. Im US-Ort Pointe Coupee, in dem am Mittwoch 500 Vögel starben, gibt es eine Düngemittelfabrik. In Schweden wurde aber kein Gift gefunden. Stress, ausgelöst durch Feuerwerk, wird auch immer wieder erwähnt. Wobei bisher niemand eine Antwort auf die Frage geben konnte, warum das Feuerwerk an diesem Neujahr die Vögel mehr gestresst haben soll als die Ballerei früherer Jahre.

Damit sind Anhänger von Verschwörungstheorien an der Reihe. Besonders beliebt ist dabei die HAARP-Theorie. HAARP steht für "High Frequency Active Auroral Research Program". Es handelt sich um ein Forschungsprogramm der USA, bei dem mit elektromagnetischen Wellen, die eine sehr hohe Frequenz haben, die obere Atmosphäre untersucht wird.