200 Meter schlitterte der Linienbus die abschüssige Straße herunter. Dann prallte er in ein Wohnhaus. Fahrer und Passagier starben.

Miltenberg/Würzburg. Es müssen fürchterliche Sekunden gewesen sein: Hunderte Meter ist ein Linienbus in Miltenberg nahe der hessischen Grenze unkontrolliert eine abschüssige Straße heruntergerutscht, bevor er in ein Wohnhaus krachte und zwei Menschen in den Tod riss. „Der Busfahrer hätte 200 Meter weiter oben abbiegen müssen, hat das aber schon nicht mehr geschafft“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Würzburg. Auf der schneeglatten Straße habe der 50-Jährige sein Fahrzeug am späten Mittwochnachmittag nicht mehr unter Kontrolle bringen können.

In einer leichten Linkskurve kam der Linienbus von der Straße ab, streifte ein Wohnhaus und donnerte schließlich in das Mehrfamilienhaus. Ein 16 Jahre alter Schüler - der einzige Fahrgast - starb noch an der Unfallstelle. Er hatte nach Angaben seiner Klassenkameraden erst einen Tag vor dem Unglück Geburtstag gehabt. Der Busfahrer aus dem nördlichen Baden-Württemberg starb wenige Stunden später in einer Klinik.

Neun Menschen, darunter acht Bewohner und eine entgegenkommende Autofahrerin, erlitten einen Schock. Der Sachschaden beträgt rund 400.000 Euro. Statikern zufolge herrscht für das Wohnhaus keine Einsturzgefahr, das Loch in der Wand wurde provisorisch verschlossen. Doch auf dem Anwesen sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Der Bus war frontal in eine Terrassentür im Erdgeschoss gerast und etwaacht Meter tief in das Gebäude eingedrungen. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Busdach abgetrennt und in die Wohnung im zweiten Stock geschoben. Herumgeschleuderter Hausrat verteilte sich im ganzen Vorgarten.

Mit schwerem Gerät bargen Helfer den Bus noch in der Nacht; sie befürchteten weitere Tote unter den Trümmern. Vier Familien, die in dem Haus lebten, wurden in Notunterkünften untergebracht. Miltenbergs Bürgermeister Joachim Bieber (CSU) zeigte sich erschüttert. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist schrecklich.“ Der Bürgermeister der Spessartgemeinde kämpfte mit den Tränen. „Ich bin seit 20 Jahren Bürgermeister, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“