In Karlsruhe starben zwei Bankräuber nach einer Schießerei mit der Polizei. Es waren vermutlich die seit langem gesuchten “Gentlemen“-Gangster.

Karlsruhe. Einige der spektakulärsten Raubüberfälle der vergangenen Jahre könnten bald aufgeklärt sein: In Karlsruhe starben zwei Bankräuber, die vermutlich die seit langem gesuchten "Gentlemen-Räuber" waren. Die Straßenbahnhaltestelle Karlstor ist keine 20 Meter entfernt. In der Plexiglasscheibe des Wartehäuschens ist ein Einschussloch zu sehen. Drei Männer in weißen Anzügen sichern in der Dunkelheit den Tatort in Karlsruhe, an dem am Freitagnachmittag mitten im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel zwei Bankräuber erschossen wurden. Im Kugelhagel wurde auch eine Polizeibeamtin, 28, ins Bein getroffen und schwer verletzt. Es besteht aber keine Lebensgefahr.

Die Polizei ist sich sicher, dass es sich bei den Toten um die lange gesuchten "Gentlemen-Räuber" handelt. Das Pärchen hatte die Kripo seit 15 Jahren in Atem gehalten. Bei mindestens 20 Banküberfällen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg erbeuteten der 40 Jahre alte Mann und seine 38-jährige Komplizin rund zwei Millionen Euro. Auf der Fahndungsliste des Bundeskriminalamts standen sie ganz oben. Den Spitznamen gab die Polizei dem Pärchen, weil es sich nach den Überfällen oft bei Bankangestellten und Kunden entschuldigt hatte. Einmal schickte es sogar den Schlüssel eines zuvor gestohlenen Fluchtwagens zurück. Es sei durch ein "resolutes, jedoch immer höfliches Auftreten" aufgefallen, so ein Mannheimer Justizsprecher.

Kurz vor 16 Uhr am Freitag hatte das Paar die Filiale der Volksbank betreten. Als dort stiller Alarm ausgelöst wurde, raste eine Polizeistreife, die sich in der Nähe aufhielt, zum Tatort. Als sie ankam, verließen die mit Perücken, Brillen und Mützen maskierten Bankräuber gerade das Gebäude. Der Mann und die Frau liefen über die Straße und eröffneten sofort das Feuer auf die beiden Beamten. Es kam zu einem Schusswechsel. Der Mann wurde dabei in unmittelbarer Nähe des Bundesgerichtshofs durch einen Brustkorbdurchschuss getötet. Er starb noch am Tatort. "Es war nichts mehr zu machen", sagte eine Sanitäterin. Die Frau erschoss sich möglicherweise selbst.

"Die Kugel ist wohl durch den Mund eingedrungen", sagte ein Ermittler. Das deute auf Selbstmord hin. Die Frau sei sofort tot gewesen. Beide Bankräuber waren mit Pistolen bewaffnet. Passanten wurden nicht verletzt. "Das ist wirklich ein Wunder", sagte der Karlsruher Polizeidirektor Roland Lay. "Es waren eine Menge Leute auf der Straße unterwegs." Aufatmen auch in der Bank. Jürgen Burst, Sprecher der Volksbank Karlsruhe: "Zum Zeitpunkt der Schießerei waren drei Mitarbeiter in der Filiale. Alle blieben unverletzt."

Ob es sich bei den Tätern tatsächlich um die "Gentlemen-Räuber" handelt, wird nun per DNA-Abgleich geklärt. Bisher sind die Informationen spärlich: Das vermutlich verheiratete Pärchen soll laut den entdeckten Ausweisen tschechischer Nationalität sein und zuletzt in einem Karlsruher Hotel gewohnt haben. Ob das Paar in Deutschland gemeldet war, ist noch unklar. Gar nicht "gentlemanlike" waren die Folgen für die Opfer ihrer Raubzüge. "Sie hatten Todesangst und wurden traumatisiert", so die Justiz. Das Pärchen habe bei jedem Überfall Waffen eingesetzt und Menschen bedroht.

Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke zeigte sich am Abend erleichtert, dass keine Unbeteiligten in Mitleidenschaft gezogen wurden. "Es handelt sich wohl um einen der spektakulärsten Banküberfälle in Karlsruhe."