Erkundungsbohrungen sollen in den nächsten Tagen Erkenntnisse über die Ursache liefern. Weitere Erdrutsche können nicht ausgeschlossen werden.

Schmalkalden. Am Tag nach dem Erdrutsch ist in der Siedlung am Röthberg in Schmalkalden Schadenserfassung angesagt. Gut 30 Stunden, nachdem sich dort die Erde aufgetan und ein rund 20 Meter tiefes Loch gerissen hat, machen sich die betroffenen Hausbesitzer ein Bild von den Dimensionen der Zerstörung. So etwa das Ehepaar Steffi und Martin Holland, dass eigens aus Eschwege in die alte Heimat gefahren ist, um dort das elterliche Wohnhaus zu begutachten. „Im Fernsehen haben wir das Loch gesehen und waren auf das Schlimmste gefasst“, sagen sie über ihre Ängste im Vorfeld. Bis auf den Garten, der zur Hälfte im Krater verschwunden ist, mussten sie allerdings kaum nennenswerte Schäden registrieren. „Das Haus ist Gott sei Dank heil, wir hatten riesiges Glück“, sagen sie erleichtert.

Andere hat der Erdrutsch, der am Montagmorgen ein rund 40 mal 40 Meter großen Krater hinterlassen hatte, dagegen schwerer getroffen. Wolfgang Peter, dessen Grundstück ebenfalls direkt an der Abbruchkante steht, wird wohl nicht mehr in sein Haus zurückkehren können. „Die Statik ist völlig kaputt, das Haus ist nicht mehr bewohnbar“, sagt der Bauingenieur. Während seine Ehefrau um Fassung ringt, macht sich Peters bereits Gedanken über die Zukunft. Man müsse sich nun Gedanken darüber machen, wer für den Schaden aufkommt.

Anwohner retten Habseligkeiten aus gesperrten Häusern

In dem riesigen Loch waren am Montagmorgen ein Auto und Teile einer Garage verschwunden. Neun Häuser mussten evakuiert und 25 Anwohner in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde niemand. Fünf Häuser wurden inzwischen wieder freigegeben. Am Nachmittag durften die Bewohner der weiterhin gesperrten Gebäude einige Habseligkeiten aus den Wohnungen retten.

Die Einsatzkräfte waren am Dienstag damit beschäftigt, die Dimensionen des Erdkraters zu vermessen. Dazu wurde eine Drohne eingesetzt, die das Loch aus der Luft vermaß. Außerdem bereitete der Krisenstab die Sicherung der Unglücksstelle vor. 40.000 Tonnen Kies sollen nach Angaben von Landrat Ralf Luther in den Krater gefüllt werden. Das entspreche 2.000 Lkw-Ladungen. Die Kosten für den Kies beziffert Luther auf rund 250.000 Euro. Ein Spezialbagger, der aus Brandenburg angefordert wurde, soll am Mittwoch in Schmalkalden eintreffen , ebenso wie die benötigten Förderbänder zum Transport der Füllmasse.

Weitere Erdrutsche nicht ausgeschlossen

Geologen gehen davon aus, dass aufgelöste Gesteinsschichten im Untergrund den Erdrutsch verursacht haben. Erkundungsbohrungen sollen in den nächsten Tagen weitere Erkenntnisse über die Ursache und mögliche Folgeschäden liefern. Nach Ansicht des Geologen Lutz Katzschmann von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) können weitere Erdrutsche nicht ausgeschlossen werden. Es sei nicht sicher, „dass die Bewegungen abgeschlossen sind“. Möglicherweise gebe es noch weitere Hohlräume. Erdfälle wie dieser seien zwar typisch für Thüringen, da unter gut 50 Prozent der Landesfläche auslaugungsfähiges Gestein vorhanden sei. Aus Schmalkalden seien aber bisher keine Fälle bekannt gewesen.