Die Verlesung der Anklageschrift dauerte fast den ganzen Tag. Neun Männer sollen als Drahtzieher eines internationalen Kinderporno-Rings fungiert haben.

Darmstadt. Der bundesweit größte Prozesse um Kinderpornografie wird neu aufgerollt: Nachdem der erste Anlauf geplatzt war , stehen seit Donnerstag erneut neun Angeklagte vor dem Landgericht Darmstadt. Die Männer aus verschiedenen Bundesländern waren nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Drahtzieher eines international operierenden Kinderporno-Rings und organisierten streng abgeschottete Treffpunkte im Internet. Zwei Angeklagte, darunter ein Mann aus dem Odenwald, sollen zudem Kinder missbraucht haben.

Die meisten Angeklagten hatten die Taten bereits gestanden, einer von ihnen bat ein junges Opfer um Entschuldigung gebeten . Die Frau ist Nebenklägerin in dem Prozess. Der erste Prozess war geplatzt, weil sich eine Schöffin voreingenommen gegenüber einem der Angeklagten geäußert hatte.

Erneut musste deswegen am Donnerstag die mehrere hundert Seiten dicke Anklageschrift verlesen werden. Regungen zeigten die Männer dabei nicht. Auf der Anklagebank wirken die meisten bieder, wie der nette Nachbar von gegenüber. Sie sind unter anderem bei der Bundeswehr beschäftigt, Informatiker oder Geophysiker von Beruf. Dass sie in streng abgeschotteten Chatrooms Kinderporno-Bilder von „unvorstellbarer Härte“, wie es ein Staatsanwalt zu Beginn des ersten Prozesses nannte, getauscht haben sollen, ist kaum zu fassen. Auf den Bildern sollen unter anderem Missbrauchsszenen mit Säuglingen zu sehen gewesen sein.

Auch der zweite Anlauf des Prozesses begann mit einem Antrag eines Verteidigers - diesmal wegen der Besetzung der Kammer. Die Namen der beiden neuen Schöffen seien ihm erst kurz vor Beginn der erneuten Hauptverhandlung bekanntgegeben worden. Der Anwalt beantragte, die Verhandlung für eine Woche zu unterbrechen. Der Vorsitzende Richter unterbrach den Prozess jedoch nur für eine Stunde, der Antrag des Anwalts wurde abgelehnt.