Nach den Amokläufen der vergangenen Jahre haben Kontrolleure ihr Vorgehen bundesweit erhöht. Oft fehlt aber nötiges Personal für die Kontrollen.

Berlin. Waffenkontrolleure haben ihr Vorgehen nach den Amokläufen der vergangenen Jahre vielerorts verstärkt. Das erklärten Stadt- und Kreisverwaltungen in Umfrage. Oft müssen wenige Mitarbeiter aber Tausende Waffenbesitzer überprüfen, wie die stichprobenartige Befragung ergab.

Diese Städte reagierten:

Hamburg führte als erstes Bundesland ein zentrales Waffenregister ein – es wurde nach 2003 als Konsequenz aus dem Amoklauf von Erfurt entwickelt. Die Datei erfasst elektronisch 66.000 legale Waffen, ihre 45.000 Besitzer und die Art ihrer Genehmigung. 3700 Menschen, die keine Waffen und Munition besitzen dürfen, werden ebenfalls erfasst.

Bremen schickt neuerdings sieben pensionierte Polizisten neben den Stadtamtsmitarbeitern mehrmals die Woche raus, um bei einigen der etwa 6500 Waffenbesitzer in der Hansestadt nach dem Rechten zu sehen. 90 Kontrollen gab es dieses Jahr bis Ende August. In nur 23 Fällen waren Pistolen und Gewehre sicher gelagert. „Da werden ständig Waffen eingesammelt“, sagt der Sprecher der Innenbehörde, Rainer Gausepohl.

München schickt zwei Waffenkontrolleure seit Mitte Juli auf die Straßen. Auch dies ist eine Konsequenz aus den Amokläufen, wie die zuständige Sprecherin Daniela Schlegel erklärt. Von 13.000 Waffenbesitzern in der Stadt hätten 7000 eine ordnungsgemäße Verwahrung der Waffen schriftlich nachgewiesen. 3000 Antworten würden noch bearbeitet. Aber 3000 registrierte Waffenbesitzer hätten auf die Anfrage der Behörde nicht geantwortet. „Diese 3000 sind auch die Personengruppe, auf der momentan das Hauptaugenmerk unserer Kontrollen liegt.“

In Schleswig-Holstein versichern unter anderem die Stadt Kiel und der Kreis Pinneberg , sie hätten ihre Kontrollen nach der Änderung des Waffengesetzes verstärkt. Im eher ländlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde haben 10.700 Waffenbesitzer 33.000 Waffen. Für sie zuständig sind zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitbeschäftigte. Überprüfungen am Ort gibt es nach Auskunft eines Kreissprechers aber nur, wenn konkrete Hinweise auf Verstöße vorliegen – etwa 50 im Jahr.

In Hannover sind zwei Waffenprüfer für die Kontrolle von 17.510 registrierten Waffen und 4383 Waffenbesitzer zuständig. Auch sie sind - wie in München - erst einige Wochen im Einsatz, sagte ein Sprecher der Stadt. Man erhebe nicht, wie viele Waffenbesitzer sie bislang kontrolliert haben. „Die Leute werden angeschrieben, die Waffen gesetzlich vorgeschrieben aufzubewahren. Diese gesetzlichen Vorgaben kontrollieren die beiden Waffenprüfer“, sagte der Stadtsprecher.

In Münster werden die rund 4000 Waffenbesitzer seit etwa einem Jahr kontrolliert, sagt Polizeisprecher Alfons Probst. Jeder Besitzer werde zunächst angeschrieben und müsse erklären, wie die Waffen genau gelagert seien. „Wenn Zweifel bestehen und wir glauben, dass geschummelt wird, dann werden die Personen aufgesucht“, sagt Probst.

In Brandenburg sind nach Angaben des Innenministeriums 28 Kontrolleure für 115.000 Schusswaffen von 29.000 Besitzern zuständig. Seit der Einführung unangemeldeter Kontrollen ohne bestimmten Verdacht hätten sie 1600 Waffenbesitzer unter die Lupe genommen.

In Thüringen , wo der Amoklauf von Erfurt Schrecken auslöste, hält das Landratsamt des Kreises Schmalkalden-Meinigen seine beiden Kontrolleure für ausreichend. „Wir wollen auch keine Atmosphäre des Misstrauens aufbauen“, sagte der Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit, Harald Bernhard. Binnen zwölf Monaten hätten sie bei rund 700 der 2361 Waffenbesitzer im Kreis angeklopft. Rund 15 Mal bemängelten die Kontrolleure die Aufbewahrung. Ernst werde es für zwei Waffenbesitzer, die ihre Waffen verbotenerweise geladen im Waffenschrank liegen hatten. Ihnen wolle das Landratsamt die Waffenbesitzkarte entziehen. In solchen Fällen reagieren die Betroffenen aber aggressiv: „Man glaubt gar nicht, wie hart gegen den Verlust einer Waffe gekämpft wird“, sagte Bernhard. Für einige scheine es wie eine „Entehrung“ zu sein.

Frankfurt am Main : „Bei den Kontrollen ergibt sich überwiegend ein positives Bild. Es gibt kaum Verstöße“, sagt ein Sprecher des Ordnungsamtes. Besonders aktive und organisierte Waffenbesitzer wie Sportschützen und Jäger machten fast immer alles richtig.

Der Gemeindetag Baden-Württemberg hört immer wieder von Kontroll-Engpässen. Viele Gemeinden könnten fast nur den konkreten Hinweisen nachgehen, weil Personal fehle, sagt Sprecherin Kristina Fabijancic-Müller. Kapazitäten für spontane Prüfungen hätten sie kaum. Bislang fehle ein Zuschuss von Bund oder Land für das Personal. Einige Kommunen würden deshalb von den Schützen eine Gebühr einfordern. Fabijancic-Müller beklagt: „Da wird ein Bundesgesetz gemacht, und uns Gemeinden bleibt dann überlassen, wie wir das umsetzen.“