Die gefeierte Künstlerin Barbra Streisand leidet auch nach über 50-jähriger Karriere noch unter Lampenfieber. Heute wird sie 70.

Berlin. Ihr Silberblick und ihre große Nase sind ihre Markenzeichen: Multitalent Barbra Streisand entsprach nie dem Hollywood-Ideal und wurde oft als "hässliches Entlein“ verspottet. Doch das wenig attraktive Mädchen aus dem New Yorker Armenviertel Brooklyn hatte eben Gold in der Stimme – und die Kraft, aus diesem Kapital eine Weltkarriere zu machen. Die populäre Sängerin, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin feiert heute (24. April) ihren 70. Geburtstag.

Es war ein harter Weg bis zur international gefeierten Entertainerin. Streisand, die als Tochter eines früh verstorbenen jüdischen Lehrers in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, schlug sich zunächst als Putzfrau, Platzanweiserin, Telefonistin und schließlich als Bar- und Clubsängerin durch, bis sie Anfang der 1960er Jahre in einer Broadway-Show auf sich aufmerksam machte. 1964 spielte sie die Hauptrolle im Musical "Funny Girl“, die ihr in der vier Jahre später folgenden Verfilmung den internationalen Durchbruch und gleich den Oscar bescherte.

Von da an war ihre Karriere nicht mehr zu bremsen. Sie veröffentlichte eine Schallplatte nach der anderen, spielte in hochgelobten Musicaladaptionen wie „Hello Dolly“ und in Komödien wie "Is’ was, Doc?“ die weibliche Hauptrolle und hatte namhafte Filmpartner wie Gene Kelly, Ryan O’Neal, Robert Redford, Sidney Poitier und Nick Nolte an ihrer Seite.

Fünf Oscar-Nominierungen für "Yentl“

Zu ihren größten Erfolgen würde Streisand selbst wohl "Yentl“ zählen. Der Film über ein jüdisches Mädchen aus Osteuropa, das sich als Junge verkleidet, um eine Eliteschule besuchen zu können, war ihr ein Herzensanliegen. Jahrelang kämpfte sie darum, die wenig kassenverdächtige Story ins Kino zu bringen. 1983 war der Film schließlich fertig, und Streisand hatte darin nicht nur die Hauptrolle inne, sie schrieb auch das Drehbuch, führte Regie und war die Produzentin. Der Lohn waren fünf Oscar-Nominierungen, wobei der Film wenigstens einen Oscar für den besten Originalsoundtrack erhielt.

Streisands musikalische Leistung beschränkte sich vor allem auf das Veredeln vorhandenen Materials. "Viele Rocksänger haben eine Begabung, die mir leider fehlt, sie schreiben sich ihr eigenes Repertoire“, sagte die Interpretin von Welthits wie die von den Bee Gees geschriebene Ballade "Woman In Love“ in einem Interview. Immerhin: Ihr selbst komponierter "Evergreen“ aus dem Film "A Star Is Born“ brachte ihr 1977 einen Oscar für den besten Filmsong ein.

"Bill Clintons schärfste Waffe in Hollywood“

Barbra Streisand verkaufte im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mehr als 80 Millionen Schallplatten, sie gehörte lange zu den Hollywoodstars mit den höchsten Gagen und verdiente zeitweise mehr Geld als die vier Beatles zusammen. Und ihre Stimme hatte auch bei politischen und gesellschaftlichen Themen Gewicht: So machte sie sich einen Namen als kompromisslose, liberale Kämpferin für den Umweltschutz sowie gegen Massenvernichtungswaffen, Drogenkonsum und die Diskriminierung Homosexueller. Streisand, die einmal als "Bill Clintons schärfste Waffe in Hollywood“ bezeichnet wurde, gilt als eine engagierte Anhängerin der Demokraten und wird US-Präsident Barack Obama wohl auch in seinem anstehenden Wahlkampf unterstützen.

In künstlerischer Hinsicht ist es in den vergangenen Jahren still geworden um die New Yorkerin. Nur noch gelegentlich veröffentlicht sie Alben, gibt Konzerte und war zuletzt nach längerer Leinwandpause neben Dustin Hoffman, Robert De Niro und Ben Stiller in der Filmkomödie "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ und deren beiden Fortsetzungen zu sehen.

Privat hat sie nach einer gescheiterten Ehe mit dem Kollegen Elliott Gould, aus der ihr Sohn Jason stammt, ihr Glück mit Schauspieler James Brolin gefunden. Ihm zuliebe reduzierte sie ihr Arbeitspensum. "Jetzt, wo ich glücklich verheiratet bin, möchte ich mein Leben an der Seite des Mannes leben, den ich liebe“, sagte Streisand vor etwa zehn Jahren in einem Interview. Mit Brolin lebt sie da, wo die großen amerikanischen Stars eben so leben: im Luxus von Beverly Hills. Das "hässliche Entlein“ aus Brooklyn hat es weit gebracht.