Das kleine Mädchen, das nach der Geburt für tot erklärt wurde, kämpft in einem überlasteten öffentlichen Hospital im Norden Argentiniens ums Überleben.

Buenos Aires. Nach dem Wunder um das lebende Frühchen in einem argentinischen Leichenraum, stellt sich eine ganze Nation die Frage nach dem Warum? Zwölf Stunden nachdem Ärzte das Baby für tot erklärt hatten, haben die Eltern ihr Kind lebend im eisigen Leichenraum vorgefunden. Sie nannten ihre Tochter Luz Milagros - „Licht Wunder“. Auf der Intensivstation der Klinik in der nordargentinischen Provinzhauptstadt Resistencia kämpft die Kleine jetzt ums Überleben.

Nach Angaben des Krankenhauses könnten als mögliche Folgen des fatalen Fehlers Infektionen und neurologische Schäden auftreten. Gleichzeitig sei die Unterkühlung im Leichenraum anscheinend ein Faktor, der das Überleben des Babys erleichterte. Das Krankenhaus reagierte bereits: Fünf Ärzte wurden vom Dienst freigestellt. Der Gouverneur Jorge Capitanich versicherte den Eltern seine Unterstützung. Staatschefin Cristina Fernßndez de Kirchner erklärte der Mutter am Telefon, sie wolle Luz Milagros kennenlernen.

Doch trotz der Reaktion von höchster Stelle fragt sich nun ein ganzes Land: Wie konnte es zu dem unglaublichen Irrtum kommen? Die Provinz Chaco ist eine der ärmsten in Argentinien. Die Neugeborenen-Sterblichkeit dort ist die höchste im Land. Zwar ist das Hospital Perrando eine moderne und anerkannte Klinik in der 300.000 Einwohner großen Provinzhauptstadt. Doch scheinbar wurde im Fall der kleinen Luz Milagros ein internationales Protokoll missachtet. Demnach müssen Neugeborene nach erklärtem Todesfall noch wenigstens zwei Stunden beobachtet werden.

Zudem scheint die Überlastung eines der großen Probleme in den öffentlichen Krankenhäusern zu sein. Der Patientenandrang gerade in den besseren Kliniken Argentiniens scheint dermaßen groß, dass die Mitarbeiter ständig überfordert sind. Die Behandlung ist kostenfrei. Deshalb strömen viele Patienten aus der Provinz und sogar aus den Nachbarländern Paraguay und Bolivien in die Hospitäler der großen Städte.

So auch Fabián Verón und Analía Bouter, die Eltern von Luz Milagros. Sie leben in Fontana, fünf Kilometer auswärts von Resistencia. Der Vater soll arbeitslos sein, die Mutter mit der Betreuung der vier älteren Kinder voll beschäftigt. Das geringe Arbeitslosengeld bekommen nur die wenigsten und wenn, dann lediglich für vier bis zwölf Monate. Die im sechsten Monat schwangere Frau hatte in dem öffentlichen Hospital ärztliche Hilfe gesucht. Nun bangt sie dort um das Überleben ihrer kleinen Tochter.