Vor 60 Jahren hatte Tüftler Daniel Düsentrieb seinen ersten Auftritt. Die TU Harburg benennt seit 2001 sogar einen Wettbewerb nach ihm.

Entenhausen. "Daniel Düsentrieb - Tüftler und Denkkanone - Erfindungen aller Art" steht schlicht und zugleich vielversprechend auf dem Türschild. Hier geht es ins Labor des wohl berühmtesten Erfinders aller Zeiten, Vorbild für seine Zunft.

Der Entenhausener Ingenieur Düsentrieb stammt aus der Feder des Disney-Zeichners Carl Barks. Seinen ersten Auftritt hatte er vor 60 Jahren, am 22. April 1952, als Nebenfigur in der Geschichte "Eine peinliche Enthüllung" mit Dauer-Pechvogel Donald Duck und dessen Vetter Gustav Gans. Damals hopste Düsentrieb auf einer Hüpfstelze durch fünf Bilder. Er wollte so die Produktion von Butter revolutionieren - erfolglos.

Der umtriebige Düsentrieb mit dem kleinen gelben Hütchen auf der markanten Haarpracht ist übrigens eigentlich ein Huhn. Hochgeschossen, schlank, stets ordentlich mit Hemd und schwarzer Weste gekleidet, ist ihm kein Projekt zu groß und keine Herausforderung zu klein. Sein Originalname Gyro Gearloose lässt sich mit Kreisel (Gyro) und Leerlauf (Gearloose) übersetzen, kann aber auch als lockeres Zahnrad verstanden werden. Sein Vater hieß Dübel Düsentrieb (Fulton Gearloose) und führte in Entenhausen einen kleinen Reparaturbetrieb, sein Großvater Dankwart Düsentrieb (Ratchet Gearloose) war wie er selbst Erfinder.

Ursprünglich wollte sein geistiger Vater Barks Daniel nur ab und zu einsetzen. Aber bald war der Erfinder aus der Welt der Entenhausener nicht mehr wegzudenken. Speziell der alte Raffzahn Dagobert Duck hat immer wieder Aufträge für den schlaksigen Düsentrieb und seinen winzigen Mitarbeiter "Helferlein", dessen Kopf aus einer gelb leuchtenden Glühbirne besteht und der wohl das Synonym für die permanenten Geistesblitze des Erfinders darstellt.

Düsentrieb, das ist in Worten der legendären deutschen Übersetzerin Erika Fuchs, die auch seinen Namen erfand, der Ingenieur, dem "nichts zu schwör" ist. Und in der Tat: Tüfteln, Fummeln, Basteln, Werkeln, Schrauben, Hämmern und natürlich Erfinden - sein Leben ist ein einziger Schaffensdrang. Reich ist er aber damit nie geworden, wollte er aber auch nicht. "Ich arbeite ja schon so schnell ich kann. Aber ich war leider nie ein besonders guter Geschäftsmann", gesteht er in einem seiner Abenteuer. Da hatte sich mal wieder der alte Geizkragen Dagobert Duck Düsentriebs Einfälle für ein paar lumpige Taler zu eigen macht.

Das Düsentrieb-Lexikon der Barks-Bibliothek enthält weit über 180 Einträge von A wie abnehmbare Wände bis Z wie Zukunftskamera. Düsentrieb erfand die Anti-Schwerkraft-Kanone, behaarte Türklinken, heißes Eis für heißen Eistee, ein Flugauto, ein Nichtschwimmer-Netz, eine Schwebematte, einen Wünschelbrunnen, natürlich eine Zeitmaschine und auch eine hochgefährliche Substanz, die alle Materie auflöst, des Weiteren ein tragbares Loch und ein Telefon mit einem eingebauten Bügeleisen.

Doch längst nicht alles kann er tatsächlich an den Mann bringen. In seinem vollgestopften Labor stapeln sich in Kisten und Winkeln jede Menge Erfindungen, die unter dem Stichwort "Vergessbares" abgelegt sind. Neben einem Regenbogenspanner etwa prangt an der Wand des Labors ein abgelehntes Patent. Auch ein spezielles Licht, das helle Räume dunkel machen soll, wurde vom Entenhausener Patentamt nicht zugelassen.

Andere Tüftler geben nach solchen Schlappen resigniert auf. Doch ein Genie wie Daniel Düsentrieb kann nichts erschüttern. Misserfolge und Schlappen stacheln ihn vielmehr zu neuen Ideen und geistigen Höhenflügen an. Ganz besonders gerne hilft der Tüftler Donalds Neffen Tick, Trick und Track. Und auch mit Donald Duck selbst verbindet Düsentrieb eine Leidenschaft: das Angeln. Vor zehn Jahren erfand er sogar eine denkende Angelrute. Und die testete er zusammen mit Donald - an einem langen, erfindungsfreien Wochenende.

Den hohen Bekanntheitsgrad von Daniel Düsentrieb hat sich vor gut zehn Jahren die Technische Universität Hamburg-Harburg zunutze gemacht: Sie benannte nach ihm einen Erfinder-Wettbewerb, an dem sich junge Genies aus Hamburger Schulen beteiligen können. In diesem Jahr zum Beispiel werden Tüftler gesucht, die den kräftigsten Schlepper und den besten Flettner-Rotor bauen, einen Antrieb für Schiffe, der die Windkraft nutzt. Die drei Hauptpreise sind mit 2500, 1500 und 1000 Euro dotiert. Am 10. Mai findet der praktische Wettbewerb für Unter- und Mittelstufe statt.