Synthetische Drogen werden beliebter, Kokain und Cannabis sind auf dem Rückmarsch. So lautet das Fazit des Drogenberichts 2011 der EBDD.

Berlin/Lissabon. Synthetische Drogen werden immer beliebter: Im vergangenen Jahr seien 41 neue Substanzen auf dem Markt registriert worden, im Jahr zuvor 24, heißt es in dem am Dienstag in Berlin und Lissabon vorgestellten aktuellen Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD). In diesem Jahr werde die Zahl vermutlich noch höher sein, sagte Tim Pfeiffer-Gerschel von der Beobachtungsstelle in Deutschland. (DBDD). Auf dem Rückmarsch sind demgegenüber offenbar Cannabis und Kokain, der Heroin-Konsum bleibt stabil.

Immer noch seien die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit illegalen Drogen auf Heroin zurückzuführen, sagte Pfeiffer-Gerschel. Europaweit nähmen etwa 1,3 Millionen Menschen regelmäßig Opiate, in Deutschland gehe man von etwa 150.000 Opiat-Konsumenten aus. Von den 1.237 Drogentoten in der Bundesrepublik im Jahr 2010 stünden etwa 850 mit Heroin in Verbindung. Auf Europa bezogen - hier gab es 2010 rund 7.600 Todesopfer im Zusammenhang mit Rauschgift - seien die Zahlen ähnlich.

Leicht rückläufig ist in der Bundesrepublik der Cannabis-Konsum zumindest bei Jugendlichen. Fünf Prozent der Zwölf- bis Siebzehnjährigen konsumierten einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis. 2004 waren es noch 10,1 Prozent. Bei jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren waren es in der aktuellen Befragung wie auch 2004 12,7 Prozent. "Cannabis ist keine ungefährliche Droge", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans.

Auch europaweit geht der Cannabis-Verbrauch zurück. Insbesondere junge Menschen nähmen die Substanz immer häufiger als potenziell gesundheitsgefährdend wahr, sagte Pfeiffer-Gerschel in Bezug auf eine aktuelle Umfrage.

Auch bei Kokain gebe es einen Rückgang. Die Droge habe offenbar "ihren Höhepunkt in Europa überschritten". Erstmals sei auch in Ländern wie Spanien, Großbritannien oder Italien eine rückläufige Tendenz gemessen worden. Mögliche Gründe seien der hohe Preis der Droge - pro Gramm 50 bis 80 Euro - oder ein veränderter Lebensstil.

Besorgt äußerten sich sowohl Dyckmans als auch Pfeiffer-Gerschel über die Verbreitung synthetischer Drogen oder "Legal Highs" - Substanzen, die von der Drogengesetzgebung noch nicht erfasst sind. Sie würden über Online-Shops vertrieben. EU-weit schätze man die Zahl auf 600, bei entsprechenden deutschsprachigen Online-Angeboten sei die EBDD auf 26 gestoßen, sagte Pfeiffer-Gerschel. Er sprach von einem Katz-und-Maus-Spiel: Werde ein Shop geschlossen, eröffne woanders der nächste. Identifizierten die Behörden eine Substanz, sei diese in der "Szene" oft schon wieder out.