In einem Interview äußert sich der Frontmann der Band BAP über seinen schweren Weg nach dem Gehirnschlag: Viele Gedanken über Religion und Gott.

Hamburg. Der Sänger Wolfgang Niedecken denkt seit seinem Schlaganfall vor vier Monaten oft über Religion nach. "Ich habe sehr viel Glück gehabt“, sagte der 60-jährige Frontmann der Kölner Band BAP im Interview mit dem "Zeit-Magazin“. Er könne zwar nicht behaupten, dass er jetzt an einen bestimmten Gott glaube. Doch "ich weiß ganz genau, dass ich mich nie mit einem Gott anlegen würde“, sagte Niedecken. Er sei mit Sicherheit kein Atheist, sonst würde er sich nicht diese Gedanken machen.

Der BAP-Frontmann erzählte in dem Interview auch, wie er vieles wieder ganz neu lernen musste. "Ich habe sechseinhalb Minuten gebraucht, bis ich aus drei Buchstaben das Wort 'Uhr' gemacht hatte. Das Wort 'Uhr' war weg, einfach weg. Das alles musste ich langsam trainieren." Jetzt nerve er seine Freunde mit Empfehlungen, dass sie zur Vorsorgeuntersuchung gehen und beim Notar eine Patientenverfügung hinterlegen sollten.

Auch zu seinem Verhältnis zum ehemaligen Bundespräsidenten äußert er sich. Dem 60-Jährigen tut es immer noch leid, dass Horst Köhler vor zwei Jahren zurückgetreten ist. "Ich mag ihn sehr“, sagte der Kölsch-Rocker. "Er ist ein guter Mann, auf seine Art auch ein Rock ’n’ Roller.“ Sein Rücktritt sei für ihn ein sehr trauriger Moment gewesen. Köhler hätte sich die Sache damals noch ein, zwei Tage länger überlegen sollen, dann wäre er vielleicht heute noch im Amt. Niedecken war vor einigen Jahren zusammen mit Köhler in Afrika gewesen. "Horst Köhler ist sehr emotional. Ich habe ihn in Afrika weinen sehen, wenn das Elend ganz schlimm wurde.“

Der Sänger wird heute mit dem Echo für sein Lebenswerk ausgezeichnet.