Mohammed VI. von Marokko nimmt sich 31 Millionen Euro “Taschengeld“ im Jahr, besitzt Paläste und Luxusautos. Ein Buch enthüllt seine Maßlosigkeit

London. Seine Untertanen müssen mit umgerechnet einem Euro pro Tag auskommen. Doch für "Seine Majestät", wie ihn selbst enge Familienmitglieder ansprechen müssen, existiert ein Wort wie Sparsamkeit nicht.

König Mohammed VI. von Marokko, 48, nimmt sich pro Jahr stattliche 31 Millionen Euro "Taschengeld" aus den Staatskassen, behaupten die Autoren des Enthüllungsbuchs "Le Roi Prédateur" ("Der Räuberkönig", Seuil-Verlag). Das Buch, das jetzt in Frankreich erschienen ist, bietet einen seltenen Einblick in den verschwenderischen Lebensstil des Monarchen. So soll er pro Jahr allein 1,2 Millionen Euro für Tierfutter (ihm gehören mehrere Rennställe) ausgeben und doppelt so viel für seine Garderobe. Der König habe ein Faible für Luxusautos: "Fast jeden Morgen lässt er sich rund ein Dutzend Wagen aus seinem Fuhrpark vorführen, damit er sich leichter entscheiden kann, welches er fahren möchte", schreiben die französischen Autoren Catherine Graciet und Eric Laurent, die ihre Informationen aus Palastkreisen haben. "Ferrari, Aston Martin, Maybach ... die Auswahl ist groß." Im Jahr 2009 ließ Mohammed seinen Aston Martin mit einem Herkules-Hubschrauber der marokkanischen Armee nach Großbritannien einfliegen, um ihn beim Hersteller warten zu lassen.

Auch wenn es um Maßkleidung geht, ist nur das Beste gut genug - für einen Kaschmirmantel, den er in der Londoner Einkaufsstraße Savile Row kaufte, gab der König kürzlich 42 000 Euro aus. Und auf Auslandsreisen ist es nicht ungewöhnlich, wenn Mohammed sich von 300 Gästen begleiten lässt, die auf verschiedene Flugzeuge aufgeteilt werden. Sein Privatjet ist mit einem Fitnessraum ausgestattet.

Alle zwölf Paläste - unter anderem in Rabat, Marrakesch, Fes, Meknes und Casablanca - sind rund um die Uhr mit Personal besetzt und auf angenehme 17 Grad Celsius gekühlt. Dazu nennt er noch ein Chateau in Paris sein Eigen. Die Speisekammern sind stets mit erlesenen Spezialitäten gefüllt, falls es dem König einfallen könnte, spontan vorbeizuschauen. Die Paläste kosten den Steuerzahler 1,2 Millionen Euro pro Tag, doch Mohammed nutzt nur vier davon.

Um sein Taschengeld weiter aufzustocken, mischt der Monarch auch in der Wirtschaft mit. Bei Kritikern hat er den Spitznamen "Geschäftsführer von Marokko Inc.", weil er durch verschiedene Beteiligungsgesellschaften große Teile der nordafrikanischen Landwirtschaft und Industrie kontrolliert. Mit einem geschätzten Vermögen von 2,4 Milliarden Euro ist Mohammed VI. reicher als die Herrscher vieler Ölstaaten. Er wird in Statistiken als der achtreichste Monarch der Welt geführt. "Er hat alle Schlüsselsektoren der Wirtschaft übernommen", heißt es in dem Buch. "Er ist der führende Bankier, Versicherer, Exporteur und Agrarproduzent des Landes." Allerdings steigen mit dem Wert seiner Geldanlagen auch die Korruptionsvorwürfe.

Noch verehren die Marokkaner ihren relativ jungen Monarchen, der frischeren Wind in sein Reich bringt als die volksfernen Uralt-Könige anderer arabischer Staaten. So heiratete er 2002 eine Professorentochter. Prinzessin Lalla Salma, 33, ist die erste Ehefrau eines marokkanischen Königs, die öffentlich anerkannt wird und einen royalen Titel trägt. Das Paar hat zwei Kinder, Kronprinz Moulay Hassan, 8, und Tochter Lalla Khadija, 4. Dennoch schwinde langsam die Toleranz für die Exzesse des Palastes, schreiben Graciet und Laurent. Der Spitzname "Der König der Armen", wie Mohammed bei seiner Krönung 1999 noch genannt wurde, sei nur noch eine schwache Erinnerung.

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichte E-Mails der US-Botschaft in Marokko an die Regierung in Washington, in denen die Rede von weit verbreiteter Korruption war. Ein Botschafter klagte über "die fürchterliche Gier derer, die dem König nahestehen". Selbstverständlich tut der Palast jegliche Anschuldigungen als unverschämte Lügen ab.