Kältehoch brachte in Deutschland Rekord von minus 26,4 Grad. Schnee auf Mallorca. Schon 100 Tote in der Ukraine

Offenbach. Deutschland hat die bislang kälteste Nacht dieses Winters erlebt: In Teilen Thüringens und Sachsens wurden von Donnerstag auf Freitag Temperaturen von minus 22 Grad gemessen. Im sächsischen Deutschneudorf rutschte das Quecksilber sogar auf minus 26,4 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach berichtete. Damit ist Deutschland kälter als ein Gefrierschrank, der im Schnitt minus 18 Grad hat. Der Deutschland-Rekord wurde am 21. Dezember 2001 mit minus 45,8 Grad am bayerischen Funtensee aufgestellt. Eine Wetteränderung ist derzeit nicht in Sicht - die Bundesbürger werden dank des Sibirienhhochs "Dieter" weiter bibbern. Es lenkt nach wie vor eiskalte Luft von Russland nach Deutschland. Aber mit minus 26 Grad sind wir noch "gut" dran. Anderswo in Europa ist die Lage weit kritischer.

Italien: Tausende Menschen im Norden müssen ohne Strom auskommen. In den Schulen in Rom fiel wegen erwarteter starker Schneefälle der Unterricht aus. Mit minus fünf Grad ist es vergleichsweise milde.

Frankreich: 39 von 101 Départments wurden vom französischen Wetterdienst auf die Warnstufe "orange", die vierthöchste von sechs, gesetzt. Vor allem in Ostfrankreich, den Alpen, den Pyrenäen und im Zentralmassiv steigen die Temperaturen auch tagsüber auf nur minus sieben Grad in der Ebene und auf minus zwölf Grad in der Höhe. Die tiefsten Temperaturen sollen erst in der Nacht zu Sonntag erreicht werden mit deutlich unter minus zehn Grad.

Spanien: Sogar auf Mallorca liegt Schnee. Zum Wochenende sagen Meteorologen für die Berge minus zwölf Grad voraus. Es ist die schlimmste Kältewelle seit 1956. Da die meisten Kinder auf Mallorca noch nie Schnee gesehen haben, wollen viele Eltern ihnen die weiße Pracht zeigen.

Österreich: Selbst im wintererprobten Alpenland sprechen die Meteorologen inzwischen von einer seltenen Frostperiode. "Eine derartige lange und heftige Kältewelle ist in Österreich ungewöhnlich", teilte die Zentralanstalt für Meteorologie mit. Eine ähnlich heftige und lange Serie habe man zuletzt 1996 gehabt. Betroffen sind keineswegs nur die Alpenregionen. Im östlichen Flachland wurden im Ort Litschau minus 22,6 Grad gemessen. Selbst die Höchstwerte sollen am Wochenende nur zwischen minus 13 und minus sechs Grad liegen.

Schweden: Im nördlichen Teil des Landes bibbern die Menschen bei minus 30 Grad. Der Zugverkehr auf mehreren Hauptstrecken ist zusammengebrochen, weil Weichen eingefroren sind. In Lappland wurden sogar 40 Grad Frost gemessen.

Polen: In der bisher kältesten Nacht des Winters sind erneut acht Menschen erfroren. Allein in den ersten Februar-Tagen starben 17 Menschen in der Kälte, teilte eine Ministeriumssprecherin in Warschau mit. Besonders bedrohlich war die Lage für etwa 3500 Einwohner der masurischen Kleinstadt Dobre Miasto (Guttstadt), die nach einem Zusammenbruch der örtlichen Energieversorgung bei minus 30 Grad weder Heizstrom noch warmes Wasser hatten.

Tschechien: Den Kälterekord hielt am Freitag die Böhmerwaldgemeinde Kvilda. Dort sank das Quecksilber auf minus 38,1 Grad. Der Bahnverkehr kam nahezu zum Erliegen.

Lettland: Durch den Frost ist es zu zahlreichen Bränden gekommen. Insgesamt musste die Feuerwehr mehr als 50-mal ausrücken. Defekte Heizanlagen oder verunreinigte Schornsteine waren die Hauptbrandursachen. In der Nacht zu Freitag fiel die Temperatur auf minus 30 Grad.

Litauen: Nach dem Bruch eines Hauptwasserrohres sind in der litauischen Hauptstadt Vilnius annähernd 150 Wohn- und Bürogebäude von der Wärmeversorgung abgeschnitten. Darunter sind auch das Parlament, die staatliche Steueraufsichtsbehörde und ein Gefängnis. Temperaturen von minus 26 Grad hatten die Leitung bersten lassen. Fahrkartenkontrolleure an den meist frequentierten Bushaltestellen teilen heißen Tee aus.

Ukraine: Hier sind schon mehr als 100 Menschen erfroren, die meisten Leichen wurden in den Straßen gefunden. Allein in der Nacht zu Freitag starben bei minus 32 Grad 38 Menschen. Mehr als 1200 Personen werden wegen Erfrierungen in Kliniken behandelt.

Weißrussland: 900 Schulen wurden im Land wegen der Eiseskälte geschlossen. Selbst am Tag wurden in Minsk minus 23 Grad gemessen.