Sekunden nach dem Schlusspfiff stürmten Hunderte Anhänger des Gastgebers auf den Platz. Sie griffen die Spieler des Topteams aus der Hauptstadt an, warfen Steine und Flaschen auf die gegnerischen Fans und beschossen diese mit Feuerwerkskörpern. “Das ist kein Fußball, das ist Krieg und vor uns sterben Menschen“, sagte ein Al-Ahly-Spieler. Auch Spieler wurden verletzt, obwohl sie unter dem Schutz von Polizisten in die Kabinen flüchteten.

Port Said. Zeugen zufolge sind bei den tödlichen Ausschreitungen im ägyptischen Port Said zahlreiche Fußballfans erstochen worden, während andere auf der Flucht in einem schmalen Korridor erstickten. Dorthin hätten sie sich vor rivalisierenden Fans geflüchtet, die mit Messern, Knüppeln und Steinen bewaffnet waren, hieß es. Im Inneren des langen Korridors seien sie stecken geblieben und erstickt, berichtete Ahmed Ghaffar, einer der Fans des Kairoer Fußballvereins Al-Ahli. Bei den Ausschreitungen kamen am Mittwoch mindestens 74 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Die Regierung in Kairo spricht "vom größten Unglück in der ägyptischen Fußballgeschichte": Unter den Toten sind auch Sicherheitsleute. Regionale Zeitungen hatten das Spiel zuvor als "Treffen der Vergeltung" bezeichnet. Das ägyptische Kabinett unter Leitung des Premierministers Kamal El-Ganzouri hat anlässlich der tödlichen Ausschreitungen von Fußballfans in Port Said eine Krisensitzung einberufen. Das berichtete das ägyptische Staatsfernsehen.

Sekunden nach dem Schlusspfiff stürmten Hunderte Anhänger des Gastgebers auf den Platz. Sie griffen die Spieler des Topteams aus der Hauptstadt an, warfen Steine und Flaschen auf die gegnerischen Fans und beschossen diese mit Feuerwerkskörpern. "Das ist kein Fußball, das ist Krieg und vor uns sterben Menschen", sagte ein Al-Ahly-Spieler. Auch Spieler wurden verletzt, obwohl sie unter dem Schutz von Polizisten in die Kabinen flüchteten.

In ersten Reaktionen kündigten die Spieler von Al-Ahly an, sich nach den Ausschreitungen offenbar aus dem Profisport zurückziehen zu wollen. "Es ist vorbei. Wir haben alle eine Entscheidung getroffen, dass wir nie mehr wieder Fußball spielen werden“, sagte Torwart Scharif Ikrami dem privaten Fernsehsender ONTV.

Tote und Verwundete seien am Mittwochabend in die Umkleidekabine getragen worden. "Da sind Leute vor unseren Augen gestorben“, sagte Ikrami, der selbst bei den Krawallen verletzt wurde. Wie könne es möglich sein, da wieder Fußball zu spielen. "Wir können überhaupt nicht daran denken.“

Der portugiesische Al-Ahly-Trainer Manuel José sagte, er habe Dutzende von Toten gesehen. Zahlreiche schwer verletzte Fans seien von Ärzten seines Vereins behandelt worden, viele seien dabei in der Umkleidekabine gestorben. "Die Schuld hat einzig und allein die Polizei. Es waren Dutzende im Stadion, aber die sind plötzlich alle verschwunden oder haben gar nichts unternommen“, sagte der 65-Jährige empört kurz nach den Zwischenfällen im Telefon-Interview mit dem portugiesischen TV-Sender SIC.

Al-Ahlis Co-Trainer Oscar Elizondo sprach von politisch gefärbter Gewalt. "Es gibt viel Hass“, sagte er. Das Verhalten der Polizei bezeichnete er als Schande: "Es gab 3000 Polizisten und wohl niemand wurde verhaftet“. Spieler und Trainer seien in "Militärfahrzeugen, die wie Kriegspanzer aussahen“, aus dem Stadion gebracht worden. Der Leiter eines Krankenhauses in Port Said sagte der Zeitung Al-Ahram, dass viele Zuschauer erdrückt worden seien. Andere seien an Kopfverletzungen oder Stichwunden gestorben.

Fifa-Präsident Blatter: "Ein schwarzer Tag für den Fußball"

Auch Fifa-Präsident Sepp Blatter zeigte sich entsetzt. Es sei "ein schwarzer Tag für den Fußball“. Blatter erklärte: "Ich bin entsetzt und schockiert. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Todesopfer. Ihnen gilt mein tiefes Mitgefühl. Zu den Gründen der Katastrophe kann ich mich nicht äußern, eines aber steht fest: Es ist ein schwarzer Tag für den Fußball. Ein solches Drama ist jenseits des Vorstellbaren und darf nicht geschehen.“

Der ägyptische Fußball-Verband sagte nach den Ausschreitungen alle Begegnungen bis auf Weiteres ab. Heute wird es zudem eine Sondersitzung des Parlaments in Kairo geben. Die Gewalt bei Fußballspielen in Ägypten hat sich nach den politischen Umwälzungen vor einem Jahr deutlich erhöht.

In Kairo wurde nach Bekanntwerden der Tragödie in Port Said das Spiel zwischen den Teams Al-Ismailiya und Zamalek abgebrochen. Danach legten Zuschauer Feuer im Stadion.

Al-Ahly Kairo ist Al-Ahly ist mit 35 Meistertiteln und 33 Pokalsiegen der erfolgreichste Verein in Ägypten. Außerdem wurde der Klub 2000 vom afrikanischen Fußballverband CAF zum "Klub des Jahrhunderts“ gewählt. Bei Al-Ahly spielte unter anderem der aus seiner Zeit bei Werder Bremen und beim 1. FC Kaiserslautern auch in Deutschland bekannte Ex-Profi Hany Ramzy. Von 1997 bis 2000 wurde der Verein vom deutschen Trainer Rainer Zobel trainiert.

Mit Material von sid, dpa und dapd