Wohlfahrtsmarken mit dem Bild Audrey Hepburns waren 2001 entworfen, aber nie veröffentlicht worden. Im September sollen sie versteigert werden.

Berlin. Jedes Märchen braucht ein Happy End, ganz besonders in Hollywood. Und so erzählte Sean Ferrer, der 50 Jahre alte Sohn der 1993 verstorbenen Hollywood-Legende Audrey Hepburn, am Freitag im Berliner Luxus-Hotel Adlon das Happy End seines Briefmarkenmärchens. In diesem Herbst soll ein 2001 von der Post entworfener, aber nie veröffentlichter Briefmarkenbogen mit dem Bild Hepburns für einen Mindestpreis von 500.000 Euro versteigert werden. Der Erlös kommt zu 100 Prozent wohltätigen Zwecken zugute. Ein Drittel des Geldes soll an Unicef Deutschland gehen, der Rest an den „Audrey Hepburn Children's Fund“. „Es geht um das größte Wertobjekt der modernen Philatelie“, sagte Philatelist Wolfgang Jakubek bei der Präsentation der Marke am Freitag in Berlin.

Vor neun Jahren fing alles an. Die deutsche Post wollte eine Briefmarke mit einem Bild von Ferrers berühmter Mutter auf den Markt bringen. Ferrer und weitere Erben stimmten zu, unter der Bedingung, dass es sich um eine Wohlfahrtsmarke handelt, deren Aufpreis von 26 Cent pro Marke Kinderhilfsorganisationen zugute kommt. Außerdem forderte der Sohn Mitbestimmungsrechte, was die künstlerische Gestaltung angeht. Die Post ließ sich erst auf das Geschäft ein, doch dann kam es zu Streitereien. Der Briefmarken-Entwurf zeigte eine Szene aus Hepburns Erfolg „Frühstück bei Tiffany“. Auf dem Bild hält die Hollywood-Diva einen Zigarettenhalter zwischen den Zähnen, ihre Augen liegen im Schatten der breiten Hutkrempe.

„An sich ist daran nichts auszusetzen, aber auf der kleinen Briefmarke gehen ihre Augen völlig verloren“, sagte Ferrer dem DAPD. „Das ist, als würde man Marylin Monroe in einen Herrenanzug stecken.“ Zudem kritisierte er, dass ein Bild, auf dem seine Mutter einen Zigarettenhalter im Mund hält, auf einer Briefmarke, deren Erlöse Kinderhilfsorganisationen zugutekommen sollten, unpassend sei. Die Post wiederum bestand auf das Know-how ihrer Designer und bat den Erben, den bestehenden Entwurf abzusegnen. Kurzum: Es gab keine Einigung, das Projekt wurde fallengelassen und es kam keine Audrey-Hepburn-Briefmarke auf den Markt. Was Ferrer nicht wusste: Auch ohne Genehmigung hatte die Post bereits 14 Millionen der Marken gedruckt - und musste alle einstampfen. „Die haben die Marken verbrannt und mit dem Rauch noch die Umwelt verpestet - das kann ich kaum glauben“, sagte Ferrer.

Dass einer der wenigen verbleibenden Bögen jetzt unter den Hammer kommt, hängt mit einer finanziellen Zusage gegenüber Unicef Deutschland zusammen: Bei einer im vergangenen Jahr veranstalteten Hepburn-Ausstellung waren in letzter Minute die Sponsoren abgesprungen, so dass die Aktion nicht die erwarteten Gewinne einspielte - Gelder, die dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bereits zugesagt worden waren. Um das Versprechen doch noch einzuhalten, hat sich Ferrer für die Versteigerung entschieden. „Ich freue mich, dass eine Reihe von Missverständnissen zu einem so guten Ende geführt hat“, sagte Ferrer. Bei dem Briefmarkenbogen, der nun zumindest auf den Sammlermarkt kommt, handelt es sich um das Muster, das Ferrer 2001 zugeschickt worden war. Die Versteigerung findet voraussichtlich am 25. September, dem Hochzeitstag von Ferrers Eltern Audrey Hepburn und Mel Ferrer, im Berliner Hotel Adlon statt und wird vom Auktionshaus Schlegel ausgerichtet.