Auskünfte beim „Service Point“ und Fahrkarten am „Counter“: Die Anglizismen bei der Deutschen Bahn verwundern selbst die Briten.

London/Berlin. „Kiss and Ride“ für Kurzzeitparker, Auskünfte beim „Service Point“, zum Fahrkartenkauf an den „Counter“: So viele Anglizismen bei der Deutschen Bahn verwundern selbst die Briten. Ein Reporter des Senders BBC kam bei seiner Reise mit dem Zug aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Ich war auf einer deutschen Bahnstation. Ich sage zwar „deutsch“, aber wenn die Würstchenstände und die Bretzelbuden nicht gewesen wären, hätte ich wohl geglaubt, ich wäre bei British Rail, nicht der Deutschen Bahn.“

Mit etwas britischem Humor stichelt der BBC-Reporter gegen die englischen Wörter im deutschen Alltag und greift die Initiative von Vorstandschef Rüdiger Grube auf, künftig englische Begriffe verstärkt durch deutsche zu ersetzen. „Zugsprache in Deutschland bekommt nun ein teutonisches Facelifting“, frohlockt der Brite. „Call-a-Bike“ werde künftig „Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn“ heißen. Das klinge „zwar nicht so flott, aber viel mehr nach Deutsch“.

Bei einem Konzernsprecher der Bahn habe der britische Reisende auf die Frage nach der Umstellung von Englisch auf Deutsch die Auskunft bekommen: „Weil wir ein deutsches Unternehmen sind, ist Deutsch unsere erste Sprache.“ Die Deutsche Bahn wolle ihren Kunden mit klarer Sprache „verständlich machen, was wir ihnen sagen möchten“, aber auch ausländische Touristen informieren. „Wir müssen also beide Seiten berücksichtigen“, sagte der Sprecher dem Reporter.

Nach Angaben des Vereins Deutsche Sprache (VDS) gibt es derzeit 8000 englische Wörter im deutschen Sprachgebrauch. Dem Verein ist jedoch ein Dorn im Auge, wie aggressiv die Deutsche Bahn damit umgeht. Der frühere Vorstandschef der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, wurde von VDS zum „Sprachpanscher des Jahres 2007“ gewählt. „Leider hat die Deutsche Bahn aus diesem ersten Preis nicht viel gelernt“, sagte Vereinsvorsitzender Walter Krämer. „Noch immer gibt es an deutschen Bahnhöfen Counter statt Schalter, einen Service Point statt einer Auskunft, und zum Pinkeln muss man zu McClean“, sagte er.

Vorstandschef Rüdiger Grube hatte in einem Brief an den CSU- Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken versprochen, weniger Englisch zu sprechen. „Die Verwendung der deutschen Sprache im Interesse der allgemeinen Verständlichkeit liegt uns sehr am Herzen“, schrieb Grube. Bleiben sollen aber etablierte Marken wie Bahncard und Intercity. „Von einer Radikalkur kann man da nicht reden“, sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch.

Die Umstellung sei jedoch nicht von Hinsken angestoßen worden, sondern von Mehdorns Nachfolger, Bahnchef Grube, sagte der Sprecher. Intern wolle man nicht mehr von Flyer, sondern von Broschüren oder Handzettel reden. „Es ist nicht zu erwarten, dass alle Broschüren eingedampft werden. Das soll peu à peu umgesetzt werden.“